Editorial
«Wir brauchen einen, der richtig Krach macht»

Publiziert: 25.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:01 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser

Wir brauchen einen guten Bundesrat. Einen starken Bundesrat. Ein Gremium, das fähig ist, unser Land durch schwierige Zeiten zu steuern. Denn die Lage ist düster. Auf dem Arbeitsmarkt: Bis Weihnachten sollen weitere 10'000 Stellen gestrichen werden. Im Flüchtlings­wesen:

Ein endloser Menschenstrom, der sich über den Westbalkan in Richtung Deutschland bewegt. Auch bei uns wird die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen. In der Beziehung zur EU: Sie ist blockiert.

Am 9. Dezember sind Bundesratswahlen. Falls Eveline Widmer-Schlumpf tatsächlich zurücktritt – und die Anzeichen dafür mehren sich –, wird wohl ein zweiter SVP-Politiker Einzug in die Landes­regierung halten.

Was geschieht nun? Die Volkspartei muss – so wird ihr von Politikern, Politologen und Publizisten beschieden – Kandidaten aufstellen, die «wählbar» sind. Konkordanzfähig. Der Kollegialität und der französischen Sprache mächtig. Das ist zweifellos wichtig. Aber um Himmels willen: Warum spricht keiner darüber, dass dieses Land dringend jemanden braucht, der Ecken und Kanten hat, der das Wohlfühlgremium Bundesrat aufschreckt? Der Wirtschaftskompetenz, Führungsqualität, Verhandlungsgeschick mitbringt?

Es muss uns doch zu denken geben, wenn ein besonnener Ex-Diplomat wie Paul Widmer in der «Arena» die Schweizer Verhandlungsstrategie mit der EU in Frage stellt: «In diesem Fall gilt die Devise, die Verhandlungen mit einem Krach zu beginnen und einem Kompromiss zu beenden.» Genau! Jemanden, der richtig Krach macht. Und dann eine gute Lösung findet. So jemanden brauchen wir im Bundesrat. Wie gut einer Französisch spricht, scheint mir momentan sekundär.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier

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