Editorial
«Wie kam Philipp Müller auf die falsche Fahrspur?»

Publiziert: 13.09.2015 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:23 Uhr
Von Christine Maier, Chefredaktorin

Liebe Leserin, lieber Leser

Dieser schreckliche Unfall! Ausgerechnet jetzt! Am Donnerstagabend gerät Philipp Müller mit seinem Mercedes auf die Gegenfahrbahn, rammt frontal eine 17-jährige Rollerfahrerin. Sie bleibt schwer verletzt liegen. Nach einer ersten, kühlen Verlautbarung zeigt Müller gestern per Communiqué erstmals Mitgefühl für die junge Frau, die noch immer auf der Intensivstation gepflegt wird. Müller äussert sich auch über die Minuten nach dem Crash. Bereits zuvor hat er wissen lassen, dass er nicht am Handy gewesen war, nichts getrunken und sich fit gefühlt hatte. Nur: Warum er auf die falsche Fahrbahn geraten war – dazu sagt er nichts.

99 Prozent der Unfallverursacher wissen, warum das Unglück geschah, sagt Marco Unternährer, Anwalt von Verkehrsopfern. Was also war los mit Philipp Müller? War er müde von den langen Fahrten während des Wahlkampfs und ist kurz eingenickt? Hatte er ein Blackout? Ein Sandwich gegessen? Warum schweigt er?

Der FDP-Präsident war zuletzt richtig gut unterwegs. Seine Partei hat bei kantonalen Wahlen Sitze gewonnen, bei allen aktuellen Umfragen zugelegt, er selber konnte sein Profil als Ständeratskandidat im Kanton Aargau schärfen. Und jetzt dieser Unfall.

So dramatisch er ist für die junge Frau und ihre Familie – es ist ein Unfall. So etwas kann jedem passieren, der mit dem Auto unterwegs ist. Müllers Wähler wissen das. Seine Parteikollegen. Seine politischen Gegner.

Politiker können ein solches Unglück «überleben». Wenn sie transparent sind. Wenn sie offen sind. Wenn sie nichts verheimlichen. Philipp Müller tut also gut daran, schnell Klarheit zu schaffen. Keine Fragen offen zu lassen.

Gerade jetzt. Fünf Wochen vor den Wahlen.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier

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