Liebe Leserin, lieber Leser
Diese Woche diskutierten wir auf der Redaktion rege über die Entdeckung von «Kepler-452b», den erdähnlichen Planeten, der wie wir um eine Sonne kreist. Er hat – vielleicht – eine Atmosphäre. Wasser? Nicht ausgeschlossen. Wir malten uns schon aus, wie unsere Cousins dort so leben. Sie hätten wohl muskulösere Beine und flachere Bäuche; weil Kepler-452b grösser als die Erde ist, wiegt man dort mehr – Übergewicht wird physikalisch bestraft.
Warum ich Ihnen das hier erzähle? Weil solcher Small Talk mehr über uns selber aussagt, als wir zugeben mögen. Seit Jahrhunderten treibt uns die Suche nach ausserirdischem Leben um. Mit gigantischen Parabolantennen horchen wir ins All, in der Hoffnung, einen Tonfetzen aufzufangen, der auf eine intelligente Spezies hindeutet. Weltraumteleskope funken Bilder von Planeten wie Kepler-452b zu uns, die Tausende von Lichtjahren entfernt sind.
Aber jeder Versuch, irgendwo auch nur eine Spur von Leben zu finden, hat uns nur noch einsamer, noch kleiner gemacht. Dies auszuhalten, ist schwierig – deshalb bevölkern wir Kepler-452b in unserer Fantasie sofort mit sympathischen, flachbäuchigen Wesen.
Die kosmische Verlassenheit treibt uns wohl mehr an, als wir glauben: Weil wir so unfassbar winzig sind, wollen wir ständig grösser, besser, schneller werden. Wer klein ist, bläht sich auf. Ganz nach dem Motto: Die Herren des Universums – das sind wir!
Natürlich gibt es da auch noch die andere Reaktion: Mit jedem gescheiterten Versuch, da draussen Leben zu finden, könnte unser Staunen über die seltsame Einzigartigkeit von Mutter Erde wachsen.
Vielleicht lautet die wahre Botschaft hinter der Meldung über Kepler-452b also: «Im All findet ihr nichts – sucht bei euch selbst!»