Die Pandemie bewegt sich in Wellen und Schleifen. Immer wieder kommt es darum zu Déjà-vu-Erlebnissen. So sind dieser Tage eigentlich doch die Kantone zum Handeln aufgerufen: Sie müssten regelmässige Massentests in Schulen und Unternehmen organisieren. Aber wie schon im Herbst zeigen sich auch dieses Mal viele überfordert bis unkooperativ.
Keine Frage: Das Impfen ist der Königsweg aus der Krise. Wie meine Kollegen Tobias Marti und Sven Zaugg im aktuellen SonntagsBlick zeigen, ist Impfstoff für alle heute allerdings lediglich ein Versprechen. Bis es wirklich so weit ist, werden weitere Monate ins Land ziehen. Damit bleibt im Augenblick gross angelegtes Testen das einzig probate Mittel, um der Pandemie Paroli zu bieten. Wird die mobile Bevölkerung ein bis zwei Mal pro Woche aufs Virus untersucht, muss das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben nicht weiter eingeschränkt werden.
Im Übrigen ist das Vorhandensein einer funktionierenden Test-Infrastruktur auch dann von Vorteil, wenn wir alle einmal geimpft sein sollten. Wer weiss, wie viele Virusmutationen es noch gibt...
Der Bundesrat stellt den Kantonen eine Stange Geld für solche Massenscreenings bereit. Diese Woche haben die Kantone erklärt, ob und wie sie die Teststrategie umzusetzen gedenken. Dabei gibt es Lichtblicke: Beispielsweise äusserte sich St. Gallen zunächst ablehnend, nun steht man dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. Umgekehrt sehen Genf, die Waadt und das Wallis im grossen Testen ausschliesslich den organisatorischen Aufwand, nicht die Chancen.
Der Kanton Zürich gibt derweil genau jenes zerstrittene Bild ab, das man aus früheren Phasen der Pandemie kennt. Diese Woche klagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh in einem Interview mit der «NZZ» über die gravierenden ökonomischen Folgen von Homeoffice und Restaurantschliessungen. Mit Massentests liesse sich das Problem beheben – bloss legt sich Bildungsdirektion Silvia Steiner quer. Die Zürcher Schüler sollen nicht getestet werden, sagt sie. Das Virus soll weiterhin unkontrolliert in der Bevölkerung zirkulieren, findet sie.
Bevor einzelne Regierungsräte nun wieder alles vermasseln, wäre der Bund gut beraten, den Kantonen nicht nur Geld bereitzustellen. Warum übernimmt Bern beim Testen nicht selbst eine aktive Rolle?
Vor genau einem Jahr, am 16. März 2020, verhängte der Bundesrat den ersten Lockdown. Verteidigungsministerin Viola Amherd verkündete an diesem Tag nicht ohne Stolz die Mobilisierung von bis zu 8000 Armeeangehörigen, der grösste Militäreinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg. Freilich wurden die meisten Soldaten nicht benötigt, die historische Mission geriet zum Missiönchen.
Jetzt könnte die Armee ihren Beitrag zur Seuchenbekämpfung doch noch leisten: als logistisches Rückgrat der Massentests. Im ganzen Land Testkits verteilen, täglich Hunderttausende Spuckröhrchen einsammeln und ins Labor befördern. Das klingt vielleicht nicht heldenhaft. Es würde die Schweiz bei der Eindämmung der Krankheit aber effektiv voranbringen. Echter Fortschritt statt die ewig gleichen Wellen und Schleifen.