Editorial
Schaffen statt poltern

Publiziert: 22.01.2017 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:52 Uhr
Katia Murmann

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Es war die Woche des Donald Trump. Am Freitag, 12.01 Uhr Ortszeit, wurde der Milliardär in Washington als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Er geisselte die Arroganz der Elite und versprach, dem Volk die Macht zurückzugeben. Das klingt gut. Doch Trump blendet aus, dass er selbst masslos privilegiert ist – und dass er Meinungen, die anders sind als seine eigene, nicht gerne gelten lässt.

Die Erkenntnis dieser Woche: Alles Staatsmännische ist Trump fremd, im Weissen Haus regiert fortan die Selbstherrlichkeit. Doch Trump ist gewählt, Trump ist vereidigt. Schreckensszenarien zu entwerfen, bringt jetzt nichts. Lassen wir ihn erst einmal arbeiten. Und messen wir ihn nicht an seinen Reden – sondern an dem, was er tatsächlich umsetzt. Dazwischen, das lehrt die Erfahrung, liegen oft Welten.

Nicht die, die am lautesten poltern, erreichen am meisten. Grosses vollzieht sich oft im Kleinen und ohne grossen Lärm. Das zeigte sich diese Woche eindrücklich in Zürich. An bester Lage eröffnete der Technologie-Gigant Google seine neuen Büros. Über 2000 Angestellte arbeiten bereits dort, 3000 weitere Jobs sollen in den nächsten Jahren geschaffen werden. Es ist Googles grösster Forschungsstandort ausserhalb der USA.

In Zürich traf ich Eric Schmidt, Chef des Google-Mutterkonzerns Alphabet, und damit einer der mächtigsten Männer der Tech-Branche, zum Interview. Er hörte gar nicht mehr auf, die Schweiz zu loben. Denn unser Land hat sich zu einem der attraktivsten Digital-Standorte weltweit gemausert. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Initiative Digitalswitzerland, die Vordenker aus Wirtschaft, Medien und Politik untereinander vernetzt. Sogar traditionelle Staatsbetriebe wie die Post haben inzwischen den Turnaround geschafft und sind weltweit führend beim Export von Innovationen wie dem selbstfahrenden Postauto.

Während andere noch poltern, erfindet sich die Schweiz neu. Darauf können wir stolz sein – und dem Polterer aus New York mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Katia Murmann

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