Editorial
«Richtig heiss wird es erst im Winter»

Publiziert: 12.04.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:32 Uhr

Die bürgerlichen Parteien wollen sparen – und recht haben sie: Der Bund schreibt rote Zahlen, die Staatsausgaben wachsen schneller als die Wirtschaft. 2017 sollen sie auf rund 72,7 Milliarden Franken klettern. Jedes Kind weiss, es kommt nicht gut, wenn mehr ausgegeben wird als eingenommen. Deshalb greifen die Spitzen von FDP, CVP und SVP zum Rotstift. Gemeinsam. Seite an Seite. Hart durchgreifen, den Staat abspecken. Auf das Niveau von 2014. Sie machen keinen Hehl daraus, wo sie den Hebel zuerst ansetzen werden: bei Bundesrat Alain Berset, Innenminister, Mitglied der SP.

Unsere Recherchen haben ergeben, dass Berset im Sommer, wenn er dem Parlament seine Kulturbotschaft schmackhaft machen will, auf ziemlich viel Geld verzichten muss. Setzen die Bürgerlichen ihre Ankündigung konsequent durch und nehmen das Budget 2014 zum Vorbild, wären es satte 145 Millionen Franken. Ich nehme an, Alain Berset weiss, dass die Ausgaben für Kunst und Kultur unter massiven Druck geraten. Um welch hohen Betrag es geht, dürfte er spätestens heute im SonntagsBlick lesen. Nicht ärgern, Herr Bundesrat – noch ist nicht gewiss, ob Ihre Gegner den Schulterschluss im Parlament auch wirklich hinkriegen.

Richtig heiss wird es sowieso erst im Winter, wenn die Bürgerlichen den Haushalt tatsächlich auf das Niveau von 2014 zurückstutzen. Da geht es dann um mehrere Milliarden. Und dann erst wird es richtig interessant. Dann erst können FDP, CVP und SVP beweisen, dass ihre Allianz etwas taugt und mehr ist als vollmundiger Wahlkampf. Dann erst können sie zeigen, dass sie auch bereit sind, den Gürtel selber enger zu schnallen: bei der Armee, der Landwirtschaft, dem Tourismus. Dort, wo sie die eigenen Leute verärgern werden. Denn auch das weiss jedes Kind: Es spart sich so viel leichter, wenn es um das Portemonnaie der anderen geht.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen Christine Maier

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?