Liebe Leserin, lieber Leser
Es ist eine Mammutaufgabe. Das Rentensystem muss reformiert werden. Aber wie? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Doch eine Reform ist unumgänglich. Die steigende Lebenserwartung verlängert die Zeitspanne, in der wir Rente beziehen. Machen wir weiter wie bisher, haben nachfolgende Generationen massive finanzielle Einbussen im Alter.
Am Freitag sprach sich die Sozialkommission des Nationalrats mit einer Stimme Mehrheit für die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre aus; einen Zuschlag lehnte sie ab. SP und Gewerkschaften nennen es ein «Rentenmassaker». Sogar die Arbeitgeber kritisieren die Bürgerlichen. «Sie haben übertrieben», sagt Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt in diesem SonntagsBlick. Auch er weiss: Beim Volk ist eine solche Vorlage derzeit chancenlos.
In Berkeley, Kalifornien, lernte ich im April Eric Smith kennen. Er ist 75 Jahre alt und steht täglich kurz nach Mitternacht auf, um bis 9 Uhr morgens Zeitungen auszutragen: sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Er arbeitet seit beinahe 60 Jahren und würde gern in Rente gehen. Doch als selbständiger Zeitungsausträger steht ihm in den USA keine nennenswerte Altersvorsorge zu. Als ich ihm vom Rentensystem der Schweiz erzählte, konnte er kaum glauben, dass Männer und Frauen hier spätestens mit 65 in den Ruhestand gehen.
Ja, unser Rentensystem mit seinen drei Säulen ist eines der besten weltweit. Damit es so bleibt, braucht es eine Reform. Die Kürzungsvorschläge der bürgerlichen Mehrheit mögen viele schrecken, doch wer das heutige Pensionsniveau beibehalten will, kann dies nur auf Kosten der Jungen tun. Das ist nicht akzeptabel. Besser wäre es, das Rentenalter zu erhöhen – für Männer wie für Frauen.
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Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Katia Murmann