Diese Frau hat Mut. Grossen Mut. Und tut genau das, was man sich von Muslimen und Nichtmuslimen wünscht: Sie distanziert sich. Von den abscheulichen Taten der IS-Terroristen. Von den entsetzlichen Inszenierungen ihrer Grausamkeiten.
Aber genau das tun doch alle, werden Sie einwenden. Stimmt. Doch: Güner Yasemin Balci geht viel weiter. Die türkischstämmige deutsche Journalistin sagt: «Der Islam, so wie er heute von vielen interpretiert wird, ist eine geladene Waffe.» Denn Islamisten legitimierten die Verfolgungen und Ermordungen mit ihrer heiligen Schrift.
Was für ein Kontrast zu all den muslimischen Geistlichen, Islamwissenschaftlern und Politikern auch hier in der Schweiz. Sie werden nicht müde, uns nach den Attentaten von Paris und Kopenhagen zu erklären: Das hat nichts mit dem Islam zu tun!
Güner Balci sieht das anders. Und wird deshalb massiv bedroht. In ihrer Heimat Deutschland, wo die Redefreiheit hochgehalten, aber nicht überall gern gesehen wird. Weshalb aufgeklärte Imame auch hier nur hinter vorgehaltener Hand wagen, die Suren des Korans in Frage zu stellen: Zu gross ist ihre Sorge, ins Kreuzfeuer von Extremisten aus den eigenen Reihen zu geraten.
Es braucht eine öffentliche, enttabuisierte und unideologische Diskussion über den Islam in der heutigen Zeit. Und es braucht Menschen wie Güner Balci.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier