Editorial
«Niemand soll sagen, die Schweiz sei überrascht worden»

Publiziert: 20.03.2016 um 02:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:00 Uhr
Christine Maier, Chefredaktorin SonntagsBlick
Foto: Geri Born

Liebe Leserin, lieber Leser

Der Frühling ist da. Hunderttausende Menschen werden nun wieder versuchen, übers Mittelmeer nach Italien zu gelangen. Wie viele in der Schweiz um Asyl bitten, kann niemand genau sagen. Mario Gattiker, Chef vom Staatssekretariat für Migration, sagte im Januar im Blick, es würden dieses Jahr wohl mehr als die knapp 40’000 letztes Jahr sein. In der welschen Sendung Infrarouge diese Woche ergänzte er, 10’000 Asylbewerber in den Sommermonaten sei «nicht ausgeschlossen».

Wie gut ist die Schweiz auf Zehntausende Flüchtlinge vorbereitet? Während der Bund den Eindruck erwecken will, man habe alles im Griff, sehen die Kantone dies ganz anders. Guido Graf, Luzerner CVP-Regierungsrat, rechnet für dieses Jahr mit bis zu 60’000 Asylbewerbern. Er sagt: «Pläne, die durchgesickert sind, deuten darauf hin, dass der Bund die Unterbringung und die finanzielle Zusatzlast ganz auf Kantone abschieben will.» Doch die seien schon jetzt am Anschlag. Und so fordert er mehr Support und Geld aus Bern, denn «wir erleben einen Ansturm auf die Schweiz.» Übrigens, Gattiker wurde in der Sendung gefragt, ob es 2016 auch über 100’000 Asylsuchende sein könnten. Er hält das für «Fantasie». Wir werden sehen. Soll nur nachher niemand sagen, die Schweiz sei überrascht worden.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier

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