Liebe Leserin, lieber Leser
Ich gebe zu, ich bin ziemlich irritiert. Über den Bund, genauer: das Bundesamt für Statistik. Es verweigerte uns Daten, die von grosser Bedeutung sind – gerade in diesen Tagen, da die Schweiz wieder über kriminelle Ausländer und deren Ausschaffung streitet.
Wir wollten wissen: Aus welchen Ländern stammen die ausländischen Straftäter? Das ist in der aktuellen Debatte von Bedeutung, weil sie allenfalls in ihre Heimat zurückgeschafft werden sollen. Das kann ziemlich schwierig sein – auch bei Migranten, die nicht kriminell geworden sind, wie Eduard Gnesa, Sonderbotschafter für Migrationszusammenarbeit, auf Seite 16 erklärt.
Wir fragten darum mehrfach bei den Bundesstatistikern nach. Sie liessen uns mehrfach abblitzen. Die Ausreden waren jedes Mal andere. Der Chef verweigerte sich gänzlich, ein Sprecher liess sich zu der Aussage hinreissen, es sei nicht so einfach, die Zahlen so aufzubereiten, dass sie vom Volk nicht missverstanden würden.
Was schliessen wir daraus? Diese Daten sind so brisant, dass sie unter Verschluss bleiben müssen. Weil das «Volk», also die Leute, die regelmässig an der Urne die Geschicke der Schweiz bestimmen, damit nicht umgehen können. Mit Verlaub – was für ein Unsinn!
Wir lassen also die Statistiker Statistiker sein und wenden uns heute an ihren Chef: Lieber Herr Bundesrat Berset, sorgen Sie bitte dafür, dass wir alle Daten und Fakten bekommen. Wir haben nicht nach Namen und Schuhgrösse der Kriminellen gefragt! Wenn die Bevölkerung den Eindruck bekommt, dass die Diskussion über Ausländer mit angezogener Handbremse geführt wird, rächt sich das spätestens am 28. Februar an der Urne.
Also: Keine weiteren Irritationen, bitte!
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier