Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, jagte er mir eine gehörige Portion Ehrfurcht ein. Sein Händedruck war kräftig, sein Lachen dröhnend. «Ich bin de Mathis», hatte er mich begrüsst, bei sich daheim in Stein am Rhein. 20 Jahre ist das her. Ich hatte den grossen Volksschauspieler mit einem Filmteam besucht, um eine Kochsendung zu produzieren.
Mathias Gnädinger stand am Herd, vor sich eine geöffnete Flasche Wein und einen gusseisernen Topf, in dem er emsig rührte. In der Küche der strenge Geruch nach Schaf, Thymian, Rosmarin. «Ich mache ein Hammel-Stew», sagte Mathis, «das Vieh hab ich extra für euch geschlachtet.» Ich wusste nicht recht, wie ich mit dieser frohen Botschaft umgehen sollte – ich kriege weder Schaf- noch Lamm-, und schon gar nicht Hammelfleisch runter.
Später am Tisch kostete ich den Eintopf, lobte ihn und spülte ihn mit reichlich Wein hinunter. Das Team war längst gegangen, als wir immer noch redeten, Mathias Gnädinger und ich. Darüber, wie es ist, auf der Bühne und vor der Kamera zu stehen. Über das Leben. Und die Liebe.
Er war Single damals und trauerte immer noch seiner Jugendliebe nach. Später haben sich die beiden wiedergefunden. Und so war Ursula, seine grosse Liebe, bis zuletzt an seiner Seite. Ach ja, als mich Gnädinger damals verabschiedete, sagte er mit breitem Grinsen: «Hättisch de Chog nöd müesse ässe, ha doch gseh, dass du en Seich verzellsch.
Und d’Kamera gseht das au.» Ich hab mir das natürlich zu Herzen genommen. Mathias Gnädinger selber hat nie Mist erzählen wollen. Weder vor noch hinter der Kamera. Er war immer er selbst, markig, «en glatte Siech», wie Satiriker Mike Müller erzählt. Am Karfreitag ist Mathias Gnädinger im Alter von 74 Jahren gestorben. Wir werden ihn vermissen.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier