Liebe Leserin, lieber Leser
Letzten Sonntag redete Gölä Klartext. «Die Schweiz ist zu links», polterte der Rocker im Gespräch mit meinen Kollegen Dominik Hug und Marcel Odermatt. Ein Interview wie viele andere? Von wegen!
Allein in den Social Media erreichte Göläs Brandrede über 1,5 Millionen Menschen, online war es die meistgelesene Story. Die eine Hälfte von Tausenden Kommentaren feierte ihn dafür, die andere verdammte ihn. Man mag vom Büezer-Rocker halten, was man will. Doch er traf den Nerv der Menschen – nicht nur mit dem, was er sagte. Sondern vor allem dadurch, wie er es sagte.
Gölä redete sich den Frust von der Seele, ohne jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Als ihm das Interview zum Gegenlesen geschickt wurde, änderte der Rocker kaum etwas an seinen Zitaten. Obwohl er wusste, dass er sich damit nicht nur Freunde machen würde.
Der Sänger hatte den Mut, zu seinem Wort zu stehen. Mut, den viele Prominente und Politiker nicht haben. Mit Journalisten reden zwar auch sie offen. Doch wenn sie ihre Sätze gedruckt sehen, bekommen sie Angst vor dem eigenen Mut. Sie feilen an ihren Worten, bis nichts Echtes, Authentisches, Bewegendes mehr bleibt. Das ist ihre Schwäche – und Göläs Stärke.
Das Publikum, das zeigt Göläs Interview, will keine weichgespülten Floskeln, sondern klare Worte. Und dann selbst entscheiden, ob es einverstanden ist oder nicht.
Heute antwortet im SonntagsBlick die SP-Spitzenpolitikerin Min Li Marti auf Göläs Brandrede. Sie poltert zurück: «Hören Sie einfach auf mit dem Märchen, dass es gut für die Büezer sei, wenn man auf den Schwächsten rumhackt.» Sie macht es wie Gölä, denn sie weiss: Bewegen kann nur, wer selbst bewegt ist – und das auch glaubwürdig rüberbringt.
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Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Katia Murmann