Editorial
«Für 462 Franken darf man mehr erwarten»

Publiziert: 04.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:39 Uhr
Von Philippe Pfister, stv. Chefredaktor

Es ist ein Pflichttermin für alle, die wissen wollen, welches die heissen Themen im Wahlkampf sind und wie sich die Parteichefs schlagen: die Präsidentenrunde der «Arena» auf SRF, rund zweieinhalb Wochen vor dem Urnengang. Vorgestern also versammelte sich die politische Schweiz wieder erwartungsvoll vor den Bildschirmen. Ein Bier steht parat und ein Schälchen Nüsse, ein wenig Proviant kann nie schaden.

Die treffendsten Sätze sprach nach 71 Minuten SVP-Chef Toni Brunner: «Weniger wäre mehr gewesen. Vergesst das Konzept wieder!»

In der Tat: Die «Arena» war thematisch heillos überladen, das Hin-und-her-Gerenne der Teilnehmer nervig, die Diskussion verwirrend und erschreckend oberflächlich. Nur ein Beispiel: Als Brunner populistisch die «Gratis-Rechtsberatung» für alle Asylsuchenden anprangerte, versuchte FDP-Präsident Philipp Müller argumentativ dagegenzuhalten: Massiv verkürzte Asylverfahren müssten juristisch wasserdicht sein – es sei viel klüger, sofort Rechtsanwälte beizu­ziehen. Sonst drohe eine Beschwerdenflut, die den Staat am Ende viel mehr koste. Doch Moderator Jonas Projer unterbrach Müller drei-, viermal – und klemmte ihm schliesslich das Wort ab.

Für 462 Franken und 50 Rappen Gebühren pro Jahr und Haushalt darf die Schweiz von einer Wahl-«Arena» mehr erwarten.

Viel mehr.

Ich hoffe, Sie lassen sich von dieser mässigen Show nicht abschrecken. Denn am 18. Oktober geht es um die Substanz dieses Landes. Ich darf mich deshalb ausnahmsweise wiederholen: Gehen Sie unbedingt wählen – die Schweiz hat es verdient!

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen

Philippe Pfister

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