Liebe Leserin, lieber Leser
Toni Brunner tritt als Präsident der SVP ab. Das ist nicht überraschend – auch wenn er in dieser Zeitung noch am 8. November 2015 das Gegenteil beteuerte. Der Zeitpunkt seines Rücktritts könnte nicht besser gewählt sein: Er geht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Am Anfang oft belächelt, hat der fröhliche Jungspund 2008 die Ärmel hochgekrempelt und die SVP beharrlich zum Erfolg geführt. Sie ist die stärkste politische Kraft im Land, ihr zweiter Bundesrat vereidigt. Mehr kann er nicht tun für die Volkspartei, der umtriebige Toggenburger Bauer. Also geht er. Sogar Christoph Blocher kann ihn nicht daran hindern. Und so geht der grosse Mentor und Vizepräsident der Partei gleich mit in den parteipräsidialen Ruhestand. Ohne den anderen will keiner von beiden weitermachen.
Wer sie kennt, der weiss: Zwischen sie passt kein Blatt Papier. Brunner wurde von Blocher gefördert und gepusht, Blocher von Brunner verehrt und gestützt. Sie verstehen sich blind, der Höhenflug der SVP ist ihr gemeinsames Werk. Dass sie gemeinsam abtreten, ist die logische Konsequenz.
Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch auf: Toni Brunner meinte gestern, er könne sich «ein Leben ohne Politik vorstellen». Können wir uns dasselbe Bekenntnis von Christoph Blocher vorstellen? Eben. Der Herrliberger mag zum alten Eisen gehören, wie er selber sagt. Er hat ab April kein Amt mehr – aber machen wir uns nichts vor: Er wird weiter zu den bedeutendsten Strippenziehern in diesem Land gehören.
Oder anders gesagt: Ein Christoph Blocher hört nicht auf. Alles andere wäre wirklich eine Überraschung.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier