Liebe Leserin, lieber Leser
Diese Woche muss etwas Bedeutendes geschehen sein – wir Journalisten greifen in die Tasten, als gäbe es kein Morgen. Roger Köppel hat seine Kandidatur für den Nationalrat bekannt gegeben.
Der Verleger und Chefredaktor der rechtskonservativen «Weltwoche» will für seine Partei nicht mehr nur über seine Zeitschrift taktieren. Er muss selber aufs politische Parkett. «Muss» deshalb, weil er nicht anders könne: Der Zürcher Schnell- und Vielredner, bekannt für seine brillante, oft scharfe Rhetorik, seine spitze Feder, muss die Schweiz retten. Vor dem sicheren Untergang. Das sei seine Mission.
Wobei unklar ist, woher die kommt. Etwa von oben – von seinem Herrliberger Mentor oder einer noch höheren Instanz? Immerhin bezeichnet er sich im Interview (S. 18) als überzeugter Protestant.
Der Journalist wird im Herbst wohl gewählt werden. Und in Bern für Unruhe sorgen. Er wird seinen Gegnern ein erbitterter Kontrahent sein, die trägen Geister in den eigenen Reihen aufscheuchen. Er wird sich durch Berge von Dokumenten und zähe Kommissionssitzungen quälen müssen.
Und er wird sich nicht vor «Gäggeli-Züüg» drücken können. So bezeichnet er im SonntagsBlick die Volksabstimmungen von kommender Woche.
Klar ist: Es gibt viel Arbeit für Roger Köppel und weniger Wirkung, als er es gerne hätte. Er wird nicht mehr und nicht weniger sein als einer von 200 Nationalräten. Mein Fazit deshalb: Roger Köppel kommt – die Ruhe bleibt.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier