Editorial
«Die Post steht im Tsunami der Veränderung»

Publiziert: 30.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:50 Uhr
Katia Murmann

Liebe Leserin, lieber Leser

In den Ferien war die Schweizer Post für mich als Kind die Verbindung zur Aussenwelt: In Merligen am Thunersee kaufte ich Briefmarken, um Postkarten nach Hause zu schicken. Mit meiner besten Freundin plauderte ich während der drei Wochen zwischen dicken Telefonbüchern in der öffentlichen Telefonkabine. Damals hiess die Post noch PTT.

Die Zeiten haben sich geändert. Heute sende ich meine Feriengrüsse per WhatsApp und telefoniere mit dem iPhone. Die PTT gibt es nicht mehr, sie heisst nun Post und Swisscom.

In dieser Woche gab Postchefin Susanne Ruoff bekannt, dass sie bis zum Jahr 2020 die Zahl der Poststellen um bis zu 600 reduzieren will. 1200 Mitarbeiter sind von dem Abbau betroffen, der eigentlich ein grosser Umbau ist. Filialen werden geschlossen, ihre Dienstleistungen in private Geschäfte ausgelagert. Weil sich das Kundenverhalten ändert.

Wie Swisscom, Medien und viele andere Branchen steht die Post in einem Tsunami der Veränderung. Traditionelle Geschäftsfelder brechen weg, neue Player drängen mit Angeboten auf den Markt. Sie versprechen, ihren Kunden das Leben einfacher zu machen.

Der Fortschritt ist unumkehrbar. Wer nicht zur Anpassung bereit ist, wird weggefegt. Gefragt sind Flexibilität und Innovation.

Die Postchefin hat dies erkannt. Zu Unrecht wird sie für ihren Kurs kritisiert. Der Umbau ist noch lange nicht abgeschlossen. Und er wird weitere Opfer fordern. Doch Susanne Ruoff ist zweifellos auf dem richtigen Weg, die Post hat keine andere Wahl: Sie muss

sich an die neuen Realitäten anpassen, ihnen wenn möglich sogar einen Schritt voraus sein. Sonst spielt sie im Leben ihrer Kunden vielleicht schon bald überhaupt keine Rolle mehr.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Katia Murmann

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