Editorial
Die neuen Kirchen sind ein Schlüssel für die Integration

Publiziert: 16.04.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:10 Uhr
Gieri Cavelty

Liebe Leserin, lieber Leser

Drei der häufigsten Suchanfragen auf Google lauten derzeit:

  • «Was ist Ostern?»
  • «Biografie von Jesus»
  • «Woher kommt Ostern?»

Daraus lässt sich schliessen, dass ein grosser Teil der Google-Nutzer nicht bibelfest ist. Die vielen Anfragen passen zu ­einer wachsenden Zahl von Kirchenaustritten.

Wie zu jedem Megatrend gibt es selbstredend auch Gegenbewegungen zur Schwindsucht der Landeskirchen. Der Schriftsteller Adolf Muschg etwa schreibt im SonntagsBlick über seine späte Hinwendung zu Gott.

Dass das Christentum in der Schweiz nicht schon viel weiter geschrumpft ist, liegt allerdings weniger an altersfrommen Literaten. Migration und Flucht sind es, die dem Christentum neue Schäfchen zuführen. Für viele mag es überraschend klingen: Während die Politik fast ausschliesslich über Muslime spricht, handelt es sich bei der grossen Mehrheit der Neuankömmlinge um Christen. Das liegt vor allem natürlich an den Zuwanderern aus Europa. Womöglich bilden die Christen aber auch bei den Flüchtlingen aus Afrika die Mehrzahl.

Aber weshalb hört man kaum davon? Weil es die Verwaltung schlicht nicht interessiert. Man weiss dort nichts über die ­Religion der Menschen, die hierher flüchten – man will es gar nicht wissen. SonntagsBlick-Redaktor Roland Gamp stützt sich bei seinen Recherchen auf Angaben des Pastoralsoziologischen Instituts in St. Gallen. Beim Bund jedoch und bei den kantonalen Migrationsämtern führt niemand Statistik über die Konfession der Flüchtlinge.

Dabei liegt hier ein Schlüssel für die Integrationsarbeit! Die Behörden müssen sich um die sogenannten Migrationskirchen kümmern, die seit ein paar Jahren bereits einen eigentlichen Boom erleben. Denn die meisten Flüchtlinge hängen am Tropf des Sozialstaats, weil sie schlecht integriert sind; da sollte jeder Zugang genutzt werden. Und: Gewisse Traditionen afrikanischer Christen stehen im Widerspruch zu westlichen Werten. Praktiken wie Zwangsheirat, Frühehe oder Genitalverstümmelung können auch bei christlichen Flüchtlingen vorkommen. Über Priester und Prediger der Migrationskirchen könnte da der Staat einen positiven Einfluss ausüben. Sollten die Gottesmänner selber das Problem sein, muss dies die Ämter ohnehin interessieren.

Gewiss können auch die Landeskirchen zur Integration beitragen und Brücken zu den neuen Migrationskirchen bauen. Wenn sie sich im Gegenzug von den Christen aus Afrika inspirieren lassen, wie man den Glauben wieder besser an den Mann und die Frau bringen kann, ist dies kein Schaden.

Übrigens, für alle, die nicht gegoogelt haben: An Ostern feiern die Juden die Auferstehung ihres Religionsstifters Buddha, der auf einem Reittier aus Schokolade in den Himmel geflogen ist.

Frohe Ostern wünscht Ihnen
Gieri Cavelty

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