Editorial
«Die Idylle wurde in Sekunden zur Hölle»

Publiziert: 27.06.2015 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:50 Uhr
Von Christine Maier, Chefredaktorin

Und wieder haben Terroristen im Namen Allahs zugeschlagen. Vorgestern gleich dreimal: in Kuwait, in Frankreich, im tunesischen Ferienparadies Sousse. Dort richtete ein fanatischer Islamist ein Blutbad an, ermordete 38 Feriengäste. Erschoss Menschen, die eben noch auf dem Liegestuhl dösten, ein Kreuzworträtsel lösten, am Strand spazierten. Sie hatten keine Chance, sich in Sicherheit zu bringen. Die Idylle am Sandstrand wurde in Sekunden zur Hölle. So berichten es Augenzeugen unseren Reportern vor Ort.

Wir scheinen hilflos. Die grauenvollen Taten wiederholen sich. Brüssel. Paris. Kopenhagen. Lyon. Sousse. Möglich sind sie überall. Gerade jetzt, im religiös aufgeladenen Fastenmonat Ramadan, fühlen sich die IS-Fanatiker aufgerufen, «Ungläubige» zu töten. Hat doch auch ihr Prophet Mohammed in dieser Zeit seine entscheidenden Schlachten geschlagen.

Tunesien war vor Anschlägen gewarnt worden. Dennoch kam es zum Massaker. Frankreich hatte den Attentäter von Lyon ebenfalls auf dem Radar. Dennoch enthauptete er seinen ehemaligen Chef und stand davor, eine Gasfabrik in die Luft zu sprengen.

Und die Schweiz? Auch wir können zur Zielscheibe des religiösen Fanatismus werden. Und auch wir sind gewarnt. Aber sind wir auch genügend vorbereitet? IS-Experte Bruno Schirra (Seite 5) sagte mir gestern am Telefon: Er bezweifle, dass wir guten Einblick in gewisse Moscheen haben, die als Brutstätten der Radikalen gelten. Er fragt sich, ob wir die Salafisten und ihre Sympathisanten wirklich unter Kontrolle haben. Das stimmt mich nachdenklich.

Einen Tag nach dem Attentat liegen Ida Oertig und Fin Burkhard aus Wollerau SZ wieder in der Sonne – am Strand des Todes. Ganz schön mutig. Aber nicht verkehrt: Wir lassen uns unsere Freiheit nicht von durchgeknallten Fanatikern nehmen.

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