Sepp Blatter habe ich vor etwa 20 Jahren kennengelernt. An einer kleinen Party, wo er mir als begnadeter Tänzer und unterhaltsamer Gesprächspartner auffiel. 2003 lud ich den frisch verheirateten Fifa-Präsidenten mit Gattin in die Talksendung «Club» ein.
Blatter, ein geschiedener Walliser Katholik, hätte sich gern auch kirchlich trauen lassen – was bekanntlich nicht möglich ist. In der Sendung forderte er von der katholischen Kirche, ihre 2000 Jahre alten Gesetze zu ändern. Deren Vertreter zeigte sich unbeeindruckt. Blatter war irritiert.
Warum ich diese Episode erzähle? Weil mir damals klar wurde, dass Joseph S. Blatter zu jenen Männern gehört, die davon ausgehen zu bekommen, was sie wollen. Blatters Ehe wurde aber nicht gesegnet, sondern ein Jahr später geschieden. Ich vermute, dass er sonst versucht hätte, den Papst von seinem Ansinnen zu überzeugen.
Genau das ist es, was Sepp Blatter in diesen Tagen vorgeworfen wird: Dass es ihm trotz seiner Power in 17 (!) Jahren nicht gelungen ist, den üblen Machenschaften im Weltfussballverband ein Ende zu setzen. Einen Nachfolger aufzubauen. Und mehr Transparenz zu schaffen. So wie er es immer wieder versprochen hat.
Mit den Verhaftungen einzelner Funktionäre und den Ermittlungen in den vergangenen Tagen zeigt sich, dass Blatters Verband noch immer tief im Korruptions-Sumpf steckt. Und so prügelt nun die ganze Welt auf den Schweizer ein.
Gestern habe ich Sepp Blatter im Fifa-Hauptsitz getroffen. Diese Woche hat ihm sichtlich zugesetzt. Auch wenn er dies nie zugeben würde. Freunde wenden sich von ihm ab. Die Uefa fordert seinen Rücktritt. Die USA erhöhen den Druck.
Weitere Verhaftungen sollen folgen. Der Wind wird rauer für Sepp Blatter. Er muss nun echte Erfolge vorweisen, endlich in der Fifa aufräumen. Sonst wird am Ende ganz vergessen gehen, dass er in all den Jahren auch viel erreicht hat.