Liebe Leserin, lieber Leser
Wir haben unsere Bundesrätinnen und Bundesräte gefragt, wie sie Weihnachten verbringen. «Zu privat», war die Antwort. Nur ein Mitglied der Landesregierung offenbarte uns zunächst, an Heiligabend die Messe zu besuchen. Eine Stunde später galt die Aussage nicht mehr. «Zu privat.»
Religion ist das Thema des Jahres. Allerdings nicht unsere eigene. Es ist die andere, die uns beschäftigt. Woche für Woche schreiben wir über den Islam. Interpretieren, diskutieren, versuchen zu verstehen. Fordern Wertedebatten, pochen auf «unsere» christliche Kultur. Und wissen doch immer weniger über sie. Träge nehmen wir zur Kenntnis, dass kürzlich eine Weihnachtskrippe in Neuenburg abgeräumt werden musste. Sie habe eine zu starke religiöse Bedeutung. Demnächst werden wir wohl darüber nachdenken, Weihnachten abzuschaffen: Das Fest hat nämlich eine ziemlich «starke religiöse Bedeutung» ...
Am 24. Dezember feiern wir die Geburt von Jesus Christus. Wieso eigentlich tun immer mehr Menschen so, als habe das Fest der Liebe damit nichts zu tun? Warum stehen wir immer weniger zu unserer christlichen Tradition? Warum verschickt der Bundesrat unterkühlte Grusskarten ohne jeden Hauch von Weihnachten? Der Schriftsteller Pedro Lenz sagt in seinem Essay auf Seite 4: «Eine Wertedebatte ohne Werte wird schwierig zu führen sein.»
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Tage der Besinnung und Ruhe. Und: frohe Weihnachten.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier