Editorial
«Auf den heissen Sommer folgt ein noch heisserer Herbst»

Publiziert: 09.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:24 Uhr
Von Christine Maier, Chefredaktorin

Liebe Leserin, lieber Leser

Normalerweise sind es die Hinterbänkler im Parlament, die vor Wahlen das laue mediale Sommerloch zu nutzen suchen. Die sich wenigstens einmal ins Gespräch bringen wollen. Die grossen Polit-Tiere warten geduldig, bis sich die ersten Nebelschwaden übers Land legen, ehe sie zuschlagen. Nicht so in diesem Jahr. Die Sommerhitze scheint die Herren Lombardi und Heer schon früh in Angriffslaune versetzt zu haben.

Filippo Lombardi, CVP-Ständerat, geis­selte seinen Parteichef Christophe Darbellay öffentlich für die Abwahl Blochers 2007. Seither sei die Bundespolitik «vergiftet». Nun fordert der Tessiner zwei SVP-Bundesräte und schiesst damit Darbellay gleich nochmals in den Rücken; bekanntlich macht der sich für Eveline Widmer-Schlumpf stark. Darbellay ist konsterniert; er befürchtet grossen Schaden für die Partei.

Auch Alfred Heer macht sich öffentlich Sorgen. Der Zürcher SVP-Präsident ärgert sich masslos über den «Gaga»-Wahlkampf seiner Partei, über Plüschhündli Willy und den wirklich trivialen Willy-Song. Heer moniert, dass sich die SVP «auf die Flüchtlinge und die EU eingeschossen hat» und keine Antworten auf aktuelle wirtschaftliche Schwierigkeiten gebe. Da auch die Volkspartei es wenig schätzt, wenn aus den eigenen Reihen auf die Führung geschossen wird, dürfen wir auf die Reaktion gespannt sein.

Und dann sorgt ein dritter Exponent für eine Überraschung: Bruno Ganz lässt sich vor den Wahlkampfkarren von SP-Kandidat Tim Guldimann spannen. Der Schauspieler von Weltformat und der Ex-Diplomat – ein spannendes Duo, zweifellos. Es wird diesem Wahlkampf zusätzliche Würze verleihen.

Und so steht schon heute fest: Diesem heissen Sommer wird ein noch heis­serer (Wahl-) Herbst folgen. Wir dürfen uns freuen.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Christine Maier

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