Liebe Leserin, lieber Leser
Es waren nur sechs Ziffern. Vor wenigen Wochen gab das Bundesamt für Statistik eine Medienmitteilung heraus: 234'000 Kinder in der Schweiz sind arm oder von Armut gefährdet. Eine abstrakte Zahl. Eine anonyme Menge. Schnell ging sie in der medialen Meldungsflut unter. Viel zu schnell.
Dabei verpflichtet uns diese Zahl, genauer hinzuschauen: 234'000 Kinder in der reichen Schweiz sind arm? Das ist, als hätten alle Einwohner von Basel und Luzern ständig mit finanziellen Engpässen zu kämpfen.
In diesem SonntagsBlick möchten wir die Zahlen mit Inhalt füllen: 22'059 Kinder dürfen am Geburtstag oder bei anderen Anlässen kein eigenes Fest feiern. 15'931 Kinder haben nicht einmal jeden Tag eine warme Mahlzeit. 63'725 Kinder fahren keine einzige Woche pro Jahr in die Ferien. Weil es sich ihre Eltern nicht leisten können.
In diesem SonntagsBlick möchten wir den Zahlen ein Gesicht geben. Zum Beispiel das des kleinen Samuel. Sein Vater hat gerade den Job verloren, seine Mutter holt Lebensmittel bei «Tischlein deck dich». Der Zoo ist zu teuer, Spielzeug und Kindermöbel kommen vom Recycling-Hof. Samuels Eltern wollen nicht klagen und kein Mitleid – wie so viele Menschen, die zu wenig zum Leben haben. Deshalb übersieht man sie oft.
Auch die Politik. Seit Jahren sind die Fakten bekannt. Seit Jahren berichten die Medien über die Schicksale. Doch seit Jahren ändert sich nichts. Zu Recht ist Lucrezia Meier-Schatz empört darüber, dass ihre Forderung nach Ergänzungleistungen stets abgelehnt wurde. Noch immer stigmatisiert Armut, noch immer schliesst sie Menschen vom Leben aus. Das zu ändern, müsste ein Anliegen sein, das Politiker aller Parteien teilen.
Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Katia Murmann
PS. Diskutieren Sie unsere Themen auf Twitter unter dem Hashtag #SonntagsBlick