«Der Alte» – die neue BLICK-Kolumne von Helmut Hubacher
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Der frühere SP-Präsident Helmut Hubacher (92) schreibt neu jeden zweiten Mittwoch im BLICK. In seiner ersten Kolumne stellt er sich den Leserinnen und Lesern vor.
Publiziert: 12.02.2019 um 23:22 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2019 um 07:34 Uhr
Ex-Chef SP-Schweiz Helmut Hubacher.
Foto: Thomas Buchwalder
Helmut Hubacher

Nach dem Rücktritt als Nationalrat fragte mich eine Frau, was ich jetzt mache. Ich sei Kolumnist für die «Basler Zeitung». «Ach ja, nun sind Sie auch noch Kommunist.»

Das Schreiben liegt mir. Als Handwerker wäre ich mit zwei linken Händen verhungert.

Ich bin Linkshänder. In der Schule duldete meine Primarlehrerin links schreiben nicht. Fräulein Huggler, wie die 61-Jährige hiess, lebte allein. Eine nicht verheiratete Frau blieb damals lebenslänglich ein Fräulein.

Aufgewachsen bin ich bei den Grosseltern in Zollikofen BE. Grossvater war Fabrikarbeiter in Bern. Diese Generation hatte nur schlechte Zeiten erlebt.

Vor und nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) sozial miese Zustände. Dann folgte die bis anhin schwerste globale Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre. 1933 übernahm Adolf Hitler in Berlin die Macht und löste 1939 den Zweiten Weltkrieg aus. Nach dem Kriegsende begannen die guten Wirtschaftsjahre. Für diese Generation zu spät. Sie befand sich bereits im Ruhestand.

Im Januar 1948 zahlte der Briefträger meinen Grosseltern die erste AHV-Rente aus: 80 Franken. Ich höre Grossvater noch heute: «Das ist unser erster sozialer Erfolg.»

1938 kauften sie nach langem Werweissen den ersten Radio. Der mehr als einen Monatslohn kostete. Marke Paillard aus Sainte-Croix VD. Er lief volle 40 Jahre. Bis 1978 der 1877 geborene Grossvater starb.

Die längste Reise im Leben meiner Grosseltern führte von Bern nach Zürich. An die Landesausstellung, die legendäre «Landi».

1963 rückte ich in den Nationalrat nach. Mit 37 bin ich der jüngste gewesen. Der älteste in der SP-Fraktion war 84.

Als Nationalrat zählst du in Basel zum Promiclub. Und wirst zu jeder Hundsverlochete eingeladen. Gute 95 Prozent der Einladungen landeten im Papierkorb. 34 Jahre lang. Um das bisschen Freizeit mit der Familie, Gret und den drei Kinder, zu geniessen.

Dafür habe ich jede Woche meine «Sprechstunde» gegeben. Das war der interessanteste Teil meiner Politik. Die Probleme der Menschen.

Nun darf ich als neugierig gebliebener Publizist auch noch eine Kolumne für den BLICK schreiben. Was für ein Vergnügen.

Helmut Hubacher (92) war von 1975 bis 1990 Präsident der SP Schweiz. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.

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