Noch sind Europa und die USA schlecht aufeinander abgestimmt. In den Schweizer Buchhandlungen war «Fire und Fury», das Enthüllungsbuch des Journalisten Michael Wolff über den alltäglichen Wahnsinn im Weissen Haus, diese Woche noch nicht erhältlich. Umgekehrt war der Umstand, dass Präsident Donald Trump nach Davos reist, für das Gros der US-Medien kaum ein Thema.
Das wird sich ändern. «Fire and Fury» dürfte ab Montag auch in unseren Läden liegen (offen ist, wann eine deutsche Übersetzung folgt), Trumps WEF-Besuch wird in rund zehn Tagen weltweit Aufsehen erregen.
Folgt man der Einschätzung des US-Onlinemagazins «Politico», wird Trump in Davos mächtig Trouble machen und «eine besonders faule Stinkbombe» gegen den Freihandel zünden.
Bundesbern hingegen rechnet mit einem reibungslosen Besuch: Dort glaubt man, Trump wolle sich am WEF als grösster Dealmaker aller Zeiten inszenieren.
Unser Bundesrat kann sich immerhin auf «Fire and Fury» stützen. Autor Wolff bezeichnet den früheren Trump-Berater Stephen Bannon darin als Davos-Hasser. Wobei «Davos» für die gesamte globalisierte Elite steht. Als Bannons Gegenspieler tritt im Buch Trumps Schwiegersohn auf, der laut Michael Wolff «davoszentrische» Jared Kushn.
Auf einer der hinteren Seiten von «Fire and Fury» findet sich dann der Satz: «Davos war tot und Bannon am Leben» – eine Aussage, die so nicht mehr stimmt: Trump hat Bannon verbannt. Ans WEF begleiten wird ihn: Jared Kushner, der Davos-Man.
Alles im Lot also?
Nicht wirklich. Ob Trump in Davos den Troublemaker oder den Dealmaker gibt: Der US-Präsident ist und bleibt unberechenbar.
Anders natürlich die Sicht von Donald Trump selber. Ihm ist jede Schlagzeile recht, die davon ablenkt, was sich aktuell in den USA über seinem Kopf zusammenbraut – ob er in Davos nun den Troublemaker oder den Dealmaker gibt.
Diese Woche liess US-Sonderermittler Robert Mueller verlauten, seine Untersuchung über Trumps Moskau-Connection stehe kurz vor dem Abschluss. Als Letztes muss er noch Donald Trump befragen.
Der ehemalige FBI-Direktor Mueller geht den Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Wladimir Putin nach. Der Vorwurf: Die russische Regierung habe Trump ins Weisse Haus geholfen. Unter anderem soll sie den E-Mail-Verkehr der Demokratischen Parteizentrale gehackt und publiziert haben.
Die Frage ist: Was wussten Trumps Leute davon? Und was war Trumps eigene Rolle?
Wer sich in dieses Thema vertiefen will, dem sei das Buch «Verrat» des britischen Journalisten Luke Harding empfohlen. Es trägt den Untertitel «Geheime Treffen, schmutziges Geld und wie Russland Trump ins Weisse Haus brachte».
Was Luke Harding schreibt, liest sich noch erschreckender als «Fire and Fury». Und: Behält er recht, könnte Muellers Russland-Untersuchung die Präsidentschaft von Donald Trump vorzeitig beenden.
Trumps Besuch am WEF wäre dann einfach nur eine kurze Erholungsreise, bevor ihn der Bericht des Sonderermittlers mit voller Wucht erwischt.
US-Präsident Donald Trump kommt in die Schweiz zum 48. World Economic Forum. Die wichtigsten Informationen, Bilder und Videos zum WEF 2018 finden Sie hier.
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