BLICK auf die USA: US-Korrespondent Nicola Imfeld erklärt, warum nur ein Mann gegen Trump gewinnen kann
Bitte bloss keine Frau, Demokraten!

Jede Woche schreibt USA-Korrespondent Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute erklärt er die abstruse Logik dahinter, warum eine Frau gegen Donald Trump nur verlieren kann.
Publiziert: 14.02.2020 um 08:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2020 um 18:58 Uhr
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Nicola Imfeld, USA-Korrespondent für BLICK.
Foto: Mario Heller
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Das US-Wahljahr ist mit den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire so richtig lanciert! Die interne Ausmarchung der Demokraten steht natürlich noch am Anfang, doch bereits jetzt schielt man auf den Herbst. Dann kommts zum grossen Showdown – der Sieger der Demokraten gegen US-Präsident Donald Trump (73). Eins gegen eins. Und wahrscheinlich auch Mann gegen Mann. Zumindest, wenn es nach Bernie Sanders (78) geht.

Der Präsidentschaftskandidat und Senator von Vermont soll seiner heutigen Konkurrentin Elizabeth Warren (70) 2018 gesagt haben, dass nur ein Mann Trump schlagen könne. Eine Frau hätte keine Chance, so Sanders angeblich im privaten Meeting. Als Warren diese Aussage im Januar während des demokratischen Wahlkampfs publik machte, stritt Bernie Sanders alles ab.

Ob er es gesagt hat oder nicht: Die Aussage ist korrekt!

Vorweg: Die Genderfrage sollte keine Rolle spielen. Egal ob Mann oder Frau – auf die politischen Ansichten der jeweiligen Kandidaten müsste es ankommen. Auch die Erfahrung und der Leistungsnachweis sollte der amerikanische Wähler in Betracht ziehen. Das wären legitime Gründe, jemanden zu wählen – oder eben nicht.

Der Kreislauf der Angst – Frauen nicht wählbar?!

Unbestritten ist, dass die beiden Frauen im Rennen das Zeug zur Präsidentin haben. Elizabeth Warren legte zuerst eine glänzende Karriere als Juristin hin. Heute zählt sie zu den beliebtesten Politikerinnen der US-Linken und sitzt seit gut sieben Jahren für den Bundesstaat Massachusetts im Senat. Auch Amy Klobuchar (59) beweist sich seit Jahren als zuverlässige Senatorin für Minnesota. Bevor sie ihre Polit-Karriere in Washington startete, war sie acht Jahre lang als Staatsanwältin tätig.

Nur ist dieses Jahr bei den Demokraten alles anders. Nicht die Politik steht für die Basis im Vordergrund, sondern die Wählbarkeit. Das bedeutet: Die demokratischen Wähler wollen an erster Stelle jemanden nominieren, der Donald Trump im Herbst auch wirklich schlagen kann. Das hat oberste Priorität, wie Umfragen zeigen. Erst danach kommen politische Themen wie Gesundheitsversicherung, Waffengewalt und so weiter.

Diese Ausgangslage ist das grosse Pech der Frauen – namentlich für Warren und Klobuchar. Warum? Sie werden von vielen Demokraten als «nicht wählbar» eingestuft. Aber aufgepasst: Es ist nicht so, dass die demokratische Basis die Frauen nicht wählen würde. Sie befürchten vielmehr, dass Warren und Klobuchar bei den Präsidentschaftswahlen im Herbst einen Nachteil hätten – wegen ihres Geschlechts. Deshalb: «nicht wählbar».

Es ist ein Kreislauf der Angst! Die Angst – dass andere keine Frauen wählen, dass sie neben der angeblich stärkeren männlichen Konkurrenz keine Chance haben – veranlasst die Wähler, weibliche Kandidaten zu verlassen. Dieser Effekt kann man derzeit bei Elizabeth Warren gut beobachten. Viele mögen sie, aber Bernie Sanders – der Mann mit ähnlichen Ideen – hat halt bessere Chancen, Trump zu besiegen. So der Instinkt.

Schwacher Trost für die Frauen

Diese Denkweise ist natürlich höchst problematisch. Wie will eine Frau jemals das höchste Amt der Welt bekleiden, wenn man sie aus Angst davor, dass andere sie nicht wählen, nicht aufstellt?

Doch so bitter es auch ist: Die Demokraten tun gut daran, ihrem Instinkt bei den Vorwahlen zu folgen. Im Herbst braucht die Partei nicht nur eine rekordverdächtige Wahlbeteiligung und viel Glück, sondern auch jede erdenkliche Stimme – auch von den Männern und Frauen mit einem veralteten Weltbild. Denn momentan deutet alles auf einen Trump-Sieg hin – wahrscheinlich noch deutlicher als 2016.

Wollen die Demokraten also nur den Hauch einer Chance, vier weitere Donald-Trump–Jahre zu verhindern, müssen sie zwingend einen Mann ins Rennen schicken. Und den Frauen bleibt der, zugegeben, schwache Trost: Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um später zwei nach vorne gehen zu können.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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