#aufbruch mit Patrizia Laeri
Plastikindustrie muss umdenken

Wieder zurück vom Meer? Und schön im Plastik geplanscht? Oder in die vermüllte Unterwasserwelt abgetaucht? Es ist an vielen Stränden bereits so, als würde man in der Kläranlage surfen lernen.
Publiziert: 06.08.2019 um 23:38 Uhr
Patrizia Laeri, SRF-Wirtschaftsredaktorin und Moderatorin.
Foto: Thomas Buchwalder
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Patrizia LaeriKolumnistin

Geht es so weiter wie bisher, werden 2050 alle Fische in den Ozeanen weniger auf die Waage bringen als der Plastik, der darin treibt. Mikroplastik ist in unserem Wasser, Boden, in unserer Luft und unseren Körpern. 

Das Start-up Loop will nun die grössten Verpackungssünder der Welt in die Pflicht nehmen: Hersteller wie Nestlé, Procter & Gamble, Unilever oder Danone. Die amerikanische Shoppingplattform konnte die Konsumgüter-Multis überzeugen, rund 300 ihrer bekannten Markenartikel in wiederverwendbaren Gefässen via Loop zu verkaufen.

Eine Shampoo-Verpackung für ein ganzes Leben

Vom Shampoo über Deo bis hin zu Mundwasser: Loop liefert alles bis an die Haustür und sammelt leere Behälter gleich wieder ein. Jede Verpackung kann mindestens 100 Mal gebraucht werden. Eine Shampoverpackung reicht also für ein ganzes Leben. Die Produkte sind nicht teurer, aber beim ersten Einkauf zahlt die Kundin einmalig ein Pfand.

Hinter der App Loop steckt das amerikanische Recyclingunternehmen Terracycle. Dieses reinigt die Behälter, schickt sie den Konsumgütermultis, die sie wiederum befüllen. Loop sagt, dies verursache zudem weniger Dreck und brauche weniger Energie. Es ist also quasi eine Art grünes Amazon.

Schweizer Detailhandel macht (noch) nicht mit

In New York läuft das Experiment schon. In Europa sind mit Paris und London bisher nur zwei Städte dabei. Nestlé und 24 weitere Plastikproduzenten machen mit, aber offensichtlich widerstrebend. Die Schweizer bieten von Tausenden Marken nur gerade ein Eis in einem Gefäss, das wiederverwendet werden kann. Druck gemacht hat vor allem das WEF: Das Ganze wurde dieses Jahr am Weltwirtschaftsforum in Davos lanciert.

Angekündigt in der Schweiz, zusammen mit Schweizer Lebensmittelmultis, aber ohne Schweizer Partner-Stadt. Und ohne Schweizer Detailhandel. Gerade Hersteller mit Eigenmarken könnten da aber vorpreschen. Warum sammelt Leshop die Migros-Verpackungen nicht gleich wieder zur Wiederverwendung ein? Zumindest ausgewählte Pilot-Produkte.

Leider müssen wir wohl wieder auf ein amerikanisches Start-up warten, das die Welt verändern und Konsum ohne Abfall möglich machen wird.

Patrizia Laeri (42) ist Wirtschaftsredaktorin und -moderatorin von «SRF Börse» und «Eco» sowie Beirätin im Institute for Digital Business der HWZ. Sie schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.

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