Kolumne von Stefan Meierhans
Gaspreise, wo stehen wir?

Knappes Gas, heisst hohe Preise. Da das Problem ursächlich nicht zu lösen ist, muss wenigstens geschaut sein, dass die Preise nicht «schlimmer» sind als nötig.
Publiziert: 20.02.2023 um 15:18 Uhr
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Dass die Preise im europäischen Gashandel im Laufe des letzten Jahres förmlich explodiert sind, ist hinlänglich bekannt. Der Import von Erdgas wurde teurer, das schlug sich natürlich auch in den Preisen nieder. So weit nachvollziehbar.

Viele Menschen, die mit Gas heizen und kochen, wollten wissen, ob die Preiserhöhungen tatsächlich «nur» die gestiegenen Einkaufskosten beinhalten. Deshalb habe ich 2022 eine Marktbeobachtung durchgeführt, die die Preis- und Kostenentwicklung der rund 100 schweizerischen Gasversorger erhebt.

Im Durchschnitt stiegen die Gaspreise in der Schweiz gemäss meiner Erhebung vom Januar bis Herbst 2022 um rund 7 Rappen/kWh. Die Preiserhöhungen fallen aber je nach Versorgungsunternehmen unterschiedlich hoch aus. Warum? Die meisten Gasversorger beschaffen «ihr» Gas derzeit über Regionalgesellschaften auf den internationalen Märkten, wobei jeder seine eigene Beschaffungsstrategie verfolgt. Neben langfristigen Bezugsverträgen kann man Gas auf dem sogenannten Spotmarkt kaufen, zu den aktuellen Tageskonditionen, aber man kann auch zu vorgängig fest vereinbarten Preisen und Terminen «abgesichert» einkaufen. Es gilt, Chancen und Risiken der verschiedenen Beschaffungsmöglichkeiten abzuwägen. Die Beschaffungskosten variieren also, je nachdem, wie der Gasanbieter selbst einkauft.

Die spannende Frage war, basieren die Preiserhöhungen tatsächlich ausschliesslich auf den gestiegenen Beschaffungskosten, oder verdient sich da irgendwer eine goldene Nase?

Ich kann Sie beruhigen: Meine Analyse ergab, dass die Preiserhöhungen im ersten Halbjahr 2022 weitestgehend durch die gestiegenen Beschaffungskosten begründet waren. Sie sind ihrerseits eine Folge des Anstiegs der europäischen Gaspreise. Jedoch änderten sich die Schweizer Preise mit unterschiedlicher Verzögerung zur internationalen Entwicklung. Hier spielen wiederum Beschaffungsstrategien, die Anzahl der Preisanpassungen pro Jahr und auch die Preispolitik des Anbieters eine Rolle. So erklärt sich, dass in der Stadt A die Preise schon vor Monaten gestiegen sind und in der Stadt B jedoch erst auf den Jahreswechsel. Im Strommarkt sieht die Sache anders aus: Hier kann der Preis nur einmal pro Jahr angepasst werden. Wie geht es nun weiter?

Ende 2022 sind die Preise im europäischen Erdgashandel stark gefallen. Sie liegen jedoch immer noch deutlich über dem Niveau, das bis im Sommer 2021 üblich war. Einzelne Versorgungsunternehmen haben bereits Preissenkungen vorgenommen. In anderen Fällen wurde auf geplante Preiserhöhungen verzichtet.

Ich erwarte und werde darüber wachen, dass die Versorger ihre Preise ebenso rasch wieder senken, wie sie die Preise aufgrund der gestiegenen Beschaffungskosten in den vergangenen Monaten erhöht haben. Die Gaspreisentwicklung wird weiterhin in meinem Fokus bleiben. Auf meiner Website habe ich einen schweizweiten Gaspreisvergleich aufgeschaltet, den ich in regelmässigen Abständen aktualisiere.

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