Kolumne von Stefan Meierhans
Das Dilemma der Kantone

Eigentlich passt nur ein Hut auf einen Kopf. Im Gesundheitswesen ist das trotzdem anders. Die Kantone tragen häufig zwei Hüte: Einen als Eigner der Spitäler und einen als Genehmigungsinstanz für Spitaltarife. Dass das problematisch ist, ist überdeutlich.
Publiziert: 07.08.2023 um 09:28 Uhr
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Als Eigner der Spitäler möchten die Kantone Gewinne sehen – schliesslich muss investiert werden. Und sie wollen ein florierendes Haus mit zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – denn schliesslich hat man – direkt oder indirekt – eine Verantwortung als Arbeitgeberin.

Als Genehmigungsinstanz für Spitaltarife hingegen sollen die Kantone sicherstellen, dass sich die zwischen den Spitälern und Krankenversicherungsverbänden ausgehandelten Tarife an günstigen und effizient arbeitenden Spitälern orientieren.

Die Tarife der Spitäler sind mithin ein Thema – auch deshalb, weil sie zulasten der Krankenkassen jährlich Milliarden kosten. Um eine schweizweite Vergleichbarkeit überhaupt zu ermöglichen, wurden einheitliche Tarifstrukturen geschaffen. Dank ihnen können nun jährlich nationale Tarifvergleiche (Spitalbenchmarkings) erstellt werden. Somit kann man nun auch sehen, was Blinddarm, Herzinfarkt oder Hüftprothese wo kostet. Zweck der Übung ist, dass die Tarife günstiger und effizienter Spitäler als Massstab für andere dienen und so eine kostendämpfende Wirkung entfalten.

Doch auch Jahre nach der Einführung ist keine nennenswerte Kostendämpfung feststellbar. Wieso? Die besten Instrumente nützen nichts, wenn es dann bei der Umsetzung hapert: Die kantonale Doppelrolle verhindert augenscheinlich eine konsequente Aufsicht und die Orientierung an günstig und effizient arbeitenden Spitälern.

Das Dilemma der Kantone ist: In der einen Rolle ist das Ziel den Geldhahn möglichst weit aufdrehen und in der anderen sollte er so weit als möglich geschlossen werden. Da schon der Volksmund weiss, dass einem das Hemd näher ist als der Kittel, ist es wenig erstaunlich, dass viele genehmigte Tarife über dem Benchmark (schweizweiten Vergleichswert) liegen.

Die geeigneten Instrumente sind da und Unmögliches wird nicht verlangt: Schliesslich gibt es Spitäler, die die Benchmarks halten. Ich schreibe sehr viele Empfehlungen in diesem Bereich, doch komme ich nicht umhin zu sagen, dass wir einen verbindlichen Weg brauchen, die Umsetzung sicherzustellen. Nur wenn das System effizient und günstig funktioniert, können wir die maximalen Mittel für die Heilung und/oder Pflege kranker Menschen einsetzen.

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