Natürlich ist ein Hund kein Lifestyle-Accessoire. Und auch wenn ich unseren Dackel sehr liebe, kann ich mir nur schwer vorstellen, eine Handtasche in seinem Format unter dem Arm zu tragen: Das Modell Hector, vom amerikanischen Modemacher Thom Browne quasi dem eigenen «Wiener-Dog» gewidmet, hat es inzwischen allerdings auch ohne meine Fürsprache auf die Modeseiten der Hochglanzmagazine geschafft.
Das mag daran liegen, dass dieser kurzbeinige Charakter-Darsteller durch sein bemerkenswertes Format von jeher zu exorbitantem Merchandising einlud. Allein mir wurden im Laufe der letzten Jahre bestickte Servietten, ein Küchen-Schneidebrett, Schlüsselanhänger und Kühlschrankmagnete in verschiedenen Ausführungen geschenkt, einmal sogar ein schön gerahmter Druck der berühmten Picasso-Strichzeichnung seines «Lumpitos».
Vom Einzelgänger zum familientauglichen Wesen
Nie ohne ein Augenzwinkern, immer ironisch: So ein Dackel schien immer auch ein wenig ein Witz zu sein. Urbane Hipster, die ihre Verwegenheit mit einem Range Rover zu unterstreichen suchten, hielten sich lieber Jack-Russell-Terrier oder Labrador-Retriever, in den Stadtparks tummelten sich vor allem Französische Bulldoggen und Möpse.
Dachshunde wiederum überlebten als Rasse vor allem in den USA. Die amerikanischen Soldaten hatten sie in den Fünfzigerjahren begeistert in ihre Heimat importiert, und die Züchter dort haben nach und nach einige Eigenschaften optimiert: etwas kürzer und leichter, dafür vielfarbiger und familienfreundlicher, so wurden aus den kauzigen Einzelgängern beinahe soziale Wesen.
Und nun plötzlich – vielleicht auch deshalb – sieht man Dackel wieder überall.
Dackel behalten fast immer ihre gute Laune
Sie tänzeln an eleganten Pferdelederleinen um die langen Beine hübscher Influencer herum, räkeln sich unter Palmen an exklusiven Ferienorten – oder gleich auf teuren Yachten! –, nicht selten gepostet auf eigenen Instagram-Portalen. Paarweise leben sie bei Filmstars oder in Königshäusern, und falls ihr Besitzer in der Modebranche arbeitet – siehe oben –, tragen sie im Winter exklusiv angefertigten Partnerlook und im Homeoffice zu den Zoom-Konferenzen lustige Halstücher.
Das macht ihnen übrigens nichts aus, weiss ich aus Erfahrung. So ein Dackel lebt nach der Devise «Dabei sein ist alles!» und behält seine gute Laune – solange nebenbei ausführliche Spaziergänge oder ein zu bewachender Garten geboten werden.
Und für jene, die vor allem Trend-Sicherheit demonstrieren möchten, bleibt ja immer noch die Handtasche, Modell Hector, inzwischen in vielen Farben und Grössen erhältlich.
Lisa Feldmann hat sich schon als Chefredaktorin der Zeitschrift «Annabelle» über die tiefere Bedeutung unserer alltäglichen Lifestyle-Produkte Gedanken gemacht. Heute liest man darüber jeden zweiten Samstag im BLICK und auf Instagram unter feldmanntrommelt.