Kolumne «Geschichte»
Retten grüne Uriellas die Welt?

Die Weltretter von Extinction Rebellion tun genau das, was sie der Politik vorwerfen: Herumsitzen und Slogans von sich geben. Von Teenagern, die wirklich etwas unternehmen, redet hingegen fast niemand.
Publiziert: 17.10.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2019 um 23:01 Uhr
Schriftsteller und BLICK-Kolumnist Claude Cueni.
Foto: Thomas Buchwalder
Claude Cueni

Die neunjährige Mexikanerin Xóchitl López wuchs im Hochland Chiapas auf. Ihre Eltern waren zu arm, um ihr all das zu kaufen, was für Teenager in der westlichen Welt selbstverständlich ist. Xóchitl hat nie geklagt, dass man ihr die Kindheit gestohlen hat.

Letztes Jahr wurde sie vom Institut für Nuklearwissenschaft der grössten mexikanischen Universität für ihren Solar-Warmwasseraufbereiter aus recyceltem Material mit einem Preis geehrt. Sie sagt: «Es gibt viele Menschen mit niedrigem Einkommen, die sich diese Heizungen nicht leisten können. Deshalb holzen sie Bäume ab, um Brennholz zu gewinnen. Das wiederum beeinträchtigt die Welt durch die globale Erwärmung.» Mittlerweile erhält Xóchitl Unterstützung von Universitäten.

Im Alter von neun Jahren entwickelte Ken Lou «künstliches Holz» aus recyceltem Material, das beim Verbrennen weder Umwelt noch Gesundheit schadet. Er ist der jüngste Erfinder Guatemalas und wurde von der Regierung ausgezeichnet.

Weltuntergangssekte Extinction Rebellion

Es gibt viele Xóchitls und Kens auf unserem Planeten. Sie leisten Bewundernswertes. Aber für die westlichen Medien sind diese kreativen Teenager, die tatsächlich Nützliches für die Umwelt tun, kaum ein Thema.

Interessanter sind narzisstische Streetpotatoes der antidemokratischen Weltuntergangssekte Extinction Rebellion (XR), die in roten Karnevalskostümen esoterische Partys feiern. Einige nennen sich «Red Brigades» (Rote Brigaden) wie die italienische Terrorgruppe Brigate Rosse, die Ende der 70er-Jahre für 97 Tote verantwortlich war.

Der Planet braucht keine grünen Uriellas

Stuart Basden, Gründungsmitglied von XR, bestreitet in einem Essay vom 10. Januar 2019, dass XR eine Klima-Bewegung sei. Co-Gründer Roger Hallam erläuterte am 4 Februar 2019 an einer Veranstaltung von Amnesty International in London seine Strategie zum Systemwechsel und sagte: «Ja, einige könnten bei diesem Prozess sterben.»

Zurzeit versucht XR, friedliche Klimademonstranten zu radikalisieren. Aber der Planet braucht weder grüne Uriellas noch Rote Brigaden, sondern Innovationen. Und sie werden kommen, weil man damit Geld verdienen kann. Extinction Rebellion tut hingegen im Augenblick genau das, was sie der Politik vorwirft: Herumsitzen und «Slogans statt Taten» liefern. Eine Eskalation ist absehbar.

Claude Cueni (63) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK.

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