Kolumne «Geschichte»
Braveheart hätte Brüssel abgefackelt

Die Operation Libero vergleicht sich mit Braveheart. Ein Freiheitskämpfer, der sich unterwirft? Befreiung bedeutet nicht, dass man die direkte Demokratie durch betreute Demokratie ersetzt.
Publiziert: 08.08.2019 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2019 um 10:37 Uhr
Schriftsteller und BLICK-Kolumnist Claude Cueni.
Foto: Thomas Buchwalder

Jede Nation hat ihren Freiheitshelden, wir haben unseren Wilhelm Tell, die Philippinen ihren Lapu-Lapu und die Schotten ihren Wallace, besser bekannt als Braveheart (US-Film mit Mel Gibson, 1995). Was sie alle gemeinsam haben, ist ihr mutiger Kampf gegen einen übermächtigen Unterdrücker.

Auch der Arverner-Fürst Vercingetorix war ein Freiheitsheld. Nach der Niederlage von Alesia musste er vor Cäsar niederknien und seine Waffen strecken. Gallien war «befriedet», nun galten römische Gesetze, und der römische Silberdenar wurde der Euro der Antike.

Feige Fürsten unterwarfen sich hingegen kampflos, weil Cäsar ihnen Ämter anbot. In zweitausend Jahren ist aber noch niemand auf die Idee gekommen, diese Bücklinge als Freiheitskämpfer zu bezeichnen.

Das Gegenteil von unabhängig und frei

Es ist deshalb bemerkenswert, dass sich heute eine Gruppierung, die sich einer völlig zerstrittenen EU unterwerfen will, ausgerechnet «Operation Libero» nennt. Das Wort bedeutet so viel wie «unabhängig/frei». Sie wollen Errungenschaften verschenken, zu denen sie nichts beigetragen haben, und fragten auf ihrer Homepage: «Willst du unsere Freiheit in Europa verteidigen? Werde ein Braveheart.» Ein Freiheitskämpfer, der sich unterwirft? Braveheart hätte eher Brüssel abgefackelt.

Worin besteht die «Befreiung», wenn die mutlosen Liberos kampflos aufgeben wollen, was sich die meisten der 512 Millionen EU-Bürger sehnlichst wünschen: direkte Demokratie. Was erhalten sie im Gegenzug? Betreute Demokratie?

Hochmütiges Pepsodent-Lächeln

Worin besteht die «Befreiung», wenn man sich einer diktatorischen Union unterwirft, die immer weniger von Mitbestimmung und Meinungsfreiheit hält und die Besteuerung von Bargeld plant, um den bargeldlosen Verkehr durchzusetzen? Wenn Erspartes nur noch virtuell verfügbar ist, wird es für die europäischen Zentralbanken ein Leichtes, «einmalige» Zusatzsteuern von den Konten der Bürger abzuheben. Per Mausklick übers Wochenende.

Ist es wirklich «progressiv», wenn ein zukünftiger «Nettozahler» vor einer Union mehrheitlich maroder Staaten kapituliert?

Libero ist der charmante Arm der EU-Bürokratie, das hochmütige Pepsodent-Lächeln des neuen Versailles. Es geht nicht um links oder rechts, es geht um die direkte Demokratie: ja oder nein.

Claude Cueni (63) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK.

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