Kolumne Abgeklärt & aufgeklärt über Greta Thunberg
Von der Heiligen zur Sünderin

Klimaaktivistin Greta Thunberg (20) ist mittlerweile erwachsen. Dass ihre Botschaften immer weltfremd und menschenverachtend waren, hat lange niemanden gestört.
Publiziert: 27.11.2023 um 09:04 Uhr
Greta Thunberg (M.) propagiert einen Ökosozialismus.
Foto: DUKAS

Sie wurde geliebt. Verehrt. Vergöttert.

Sie pilgerte nach Rom, und man könnte glauben, der Papst mache ihr die Aufwartung und nicht sie ihm. Leonardo di Caprio, stets bereit, sich auf die richtige Seite zu schlagen, meinte: «Sie ist eine der Anführerinnen unserer Zeit.» Terminator Schwarzenegger, ein Showman, aber normalerweise mit Rückgrat und Haltung, sagte entrückt vor klickenden Kameras: «Bleib so inspirierend!» Der Grossintellektuelle Noam Chomsky schwärmte von ihr als einer «wunderbaren Person». Slavoj Zizek, der sonst so Unbequeme, lobte sie auf seine Weise: «Wir brauchen heute eine bestimmte Art von dogmatischem Zugang.» Das «Time»-Magazin, Sprachrohr des international-publizistischen Zeitgeistes, erkor sie 2019 zur Person des Jahres. Nur Donald Trump getraute sich zu stänkern: «Chill, Greta, chill!»

Greta Thunberg, weltbekannte Schulunterbrecherin aus Schweden, wurde von der Prominenz zur quasi-göttlichen Ökostil-Ikone erhoben. Die Medien, sonst allem Religiösen abhold, machten aus dem autistischen Teenager die Überbringerin einer neuen frohen Botschaft: Wachet auf, ihr Sünder, rettet die Erde! Greta Thunberg erklärte in einem Interview besser als alle ihr ergebenen Erwachsenen das Geheimnis ihres Erfolgs: «Ich bin ein Kind. Und wenn ein Kind etwas wie ‹ihr stehlt meine Zukunft› sagt, dann fühlen sich Menschen schuldig.» Genau so war es: Wer sich zu Greta bekannte, war von seiner Schuld erlöst.

Kaum jemand hörte jedoch genau auf das, was Greta Thunberg tatsächlich verkündete. Ihre Botschaften siedelten sich immer schon irgendwo zwischen weltfremd und menschenverachtend an: Stets ging es um die Zukunft der Natur und des Planeten – nicht um das Leben von uns Menschen. Wer noch genauer hinhörte, merkte bald: Es ging ihr auch nicht um eine Verbesserung der Lage, sondern um einen radikalen Systemwechsel im revolutionären Duktus – weg von Marktwirtschaft und Demokratie, hin zu einem neuen
Etatismus und Ökosozialismus. Und jüngst zeigte sich endgültig ihre politische Schlagseite: Sie posierte mit einem «Stand with Gaza»-Plakat und spricht Sätze wie «Auf okkupiertem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit».

Greta ist mittlerweile erwachsen – sie muss wissen, was sie tut. Kindisch sind dagegen die Erwachsenen, die ihr huldigten. Bis gestern hingen sie an den Lippen einer Schulschwänzerin, die sicher antikapitalistisch, vielleicht sogar antisemitisch denkt. Man muss sich ernsthaft fragen: Was war bloss in sie – nicht Greta, sondern die Erwachsenen – gefahren? Sie haben sich bis auf die Knochen blamiert.

René Scheu ist Philosoph und Geschäftsführer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik
(IWP) in Luzern.

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