Grosszügiges Trinkgeld für Banker
Lernt rechnen mit Zinsen!

Publiziert: 02.02.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2019 um 21:44 Uhr
Harry Büsser
Harry BüsserRedaktor Sonntagsblick

Als Journalist, der 
sich öfter mit Finanz­themen auseinandersetzt, kann ich einen Satz nicht mehr hören: «Das ist ja kein grosser Unterschied.» Meist höre ich diesen Satz von den gleichen Leuten, die beim Trinkgeld für das Servicepersonal 0.50 Franken spendabel ­finden. Wenn es aber um 0,5 Prozentpunkte Unterschied für den Banker geht, finden sie das bedeutungslos und denken nicht länger darüber nach. In solchen Momenten würde ich gerne laut werden: Lernt Zinseszinsrechnen!

Ja, die Unterschiede zwischen den Kosten von einzelnen Finanzprodukten wie Anlagefonds oder 
Hypotheken erscheinen oft gering. Einige Promille, bloss 0,5 Prozentpunkte oder 0,8. Was ist das schon? 
Aus wenigen Prozentpunkten wird über die Zeit sehr viel Geld – Zinseszins! Aber viele Menschen sind einfach nicht fähig, das intuitiv zu erfassen, sie müssen es wirklich rechnen. 
Ob Sie bei der einen Bank 1,47 Prozent Hypozins zahlen oder bei einer anderen 0,78, das macht eine Differenz von 0,69 Prozentpunkten. Daraus resultiert bei einer durchschnittlichen zehnjährigen Hypothek von 650000 Franken ein möglicher Sparbetrag von 44850 Franken. Zum Vergleich: Mit diesem Betrag könnte man zehn Jahre lang täglich Trinkgelder von etwas mehr als zwölf Franken verteilen. De facto erhält der Banker genau dieses grosszügige Trinkgeld. 
Ich habe wirklich nichts gegen Grosszügkeit. Aber wundern Sie sich einfach nicht mehr, warum der Banker mit dem Porsche kommt und der Serviceangestellte mit dem Fiat Panda.

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