Gender-Gap beim Klimaschutz
Männer, lasst uns die Welt retten!

Diverse Studien zeigen, Klimakiller lassen Männerherzen höher schlagen. Es ist Zeit, dass sich das ändert.
Publiziert: 03.01.2021 um 18:58 Uhr
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SonntagsBlick Redaktorin Camille Kündig findet: «Höchste Zeit, dass wir Geschlechterrollen auch Bezug auf Nachhaltigkeit neu denken...
Foto: Getty Images
Camille Kündig

Ein blutiges Steak vom Grill und ein röhrendes Auto – ­beides so gross wie möglich: Die Welt der Männer stinkt nach ­Abgasen und treibt die Erder­wärmung an. Klischees, ja. Aber nicht nur.

Diverse Studien zeigen: Klima­killer lassen die Herzen der Männer höherschlagen. Sie essen mehr Fleisch, produzieren mehr Abfall, verbrauchen mehr Strom, fahren ­lieber Auto als ÖV, recyceln weniger als Frauen und pfeifen beim Onlineeinkauf gern mal auf Nachhaltigkeit.

Die Leugner eines menschen­gemachten Klimawandels sind ­überwiegend Männer. An vorderster Front der Klimabewegung hingegen stehen Frauen. Die Geschlechter­differenz in Umweltfragen lässt sich bis in die Führung von Unternehmen nachweisen. Je mehr Frauen in der Chefetage sitzen, desto klimafreundlicher wirtschaftet die Firma!

Und: Hätten nur Frauen ab­gestimmt, wäre die Konzernverantwortungs-Initiative auch von den Ständen angenommen worden.

Zumindest in ärmeren Ländern trifft der Treibhauseffekt Frauen härter als Männer: Trocknen Brunnen ­wegen des Klimawandels aus, ­müssen sie weiter laufen, um Wasser für ihre Familien zu holen. Gibt es wegen der Hitze mehr Malaria­infektionen, müssen vor allem sie die Kranken pflegen. Viele Natur­katastrophen reissen mehr Frauen in den Tod, weil sie nicht schwimmen können oder auch noch die ­Verantwortung für Kinder und ältere Familienmitglieder tragen.

Die globale Erwärmung wird ­Folgen für uns alle haben. Warum hassen dann immer noch manche Männer die Gretas dieser Welt, aber nicht den Klimawandel? Männer­experte Markus Theunert macht eine «toxische Männlichkeit» ­dafür verantwortlich: «Schuld sind weniger die Männer selbst als ein zerstörerisches Männlichkeitsideal. Schon Buben lernen: Grenzen zu überschreiten und ausbeuterisch zu handeln, gilt als männlich, sorgsam mit sich und der Natur umzugehen nicht.»

Wie sehr das vorherrschende Bild von Männlichkeit den ökologischen Gender-Gap prägt, machte eine US-Verhaltensstudie erst 2019 ­wieder deutlich. Den Planeten zu retten, könnte eigentlich in bester James-Bond-Manier als typisch maskulin gewertet werden. Die ­Forscher aber stellten fest: Viele Männer greifen im Supermarkt ­lieber zur Plastiktüte statt zum Stoffsack, weil sie befürchten, umweltbewusstes Verhalten lasse sie als feminin oder homo­sexuell erscheinen.

Höchste Zeit also, dass wir die Geschlechterrollen auch im Hinblick auf unsere Umwelt überdenken. Den Klimaschutz sollten sich Frauen wie Männer gross aufs Stoff­säckli schreiben.

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