Als 2014 die Frauenfelder Mafia-Zelle aufflog, war das eine Sensation: Damals wurde zum ersten Mal ein Ableger der kalabrischen Mafia dabei beobachtet, wie er ausserhalb von Italien ein Treffen abhielt. Die Schweizer Mafiosi sprachen in denselben Redewendungen wie die in Italien.
Damit konnten die Fahnder beweisen: Die stärkste Mafia-Organisation der Welt mit geschätzt 54 Milliarden Euro Jahresumsatz hat ihr Modell erfolgreich in andere Länder exportiert.
Doch die Zelle im Thurgau ist kein Einzelfall. Ermittler in Kalabrien haben Hinweise, dass es weitere aktive Gruppen in der Schweiz gibt. SonntagsBlick zeigte bereits früher, nun auch heute: ’Ndrangheta-Mitglieder treffen sich nicht nur hier – sie sind auch aktiv. Sie investieren Einnahmen aus dem Drogenhandel in legale Geschäfte, waschen hier also Geld aus kriminellen Quellen.
Jüngstes Beispiel ist eine Zelle aus Catanzaro, die in der Schweiz mehrere Lokale und Immobilien besitzen soll.
Immerhin klagt die Bundesanwaltschaft gelegentlich Mafiosi und ihre Helfershelfer an. So stand im letzten Jahr ein Treuhänder vor Gericht, der für die Mafia im Tessin Immobilien erworben hatte – der ehemalige FDP-Gemeinderat kassierte dafür drei Jahre Gefängnis – doch es braucht mehr.
Zum Beispiel härtere Strafen und eine griffige Kronzeugenregelung, die Mafia-Aussteiger schützt. Nur so kann das grosse Schweigen, die Omertà, auch hierzulande durchbrochen und die Schweizer Waschmaschine für Mafia-Gelder stillgelegt werden.