Omikron hat Südafrika nicht kalt erwischt. Wir haben bereits im September eine neue Variante und eine vierte Covid-19-Welle erwartet und dementsprechend versucht, uns darauf vorzubereiten.
Nun aber ist sie da, die vierte Welle. Das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten vermeldete in den letzten sieben Tagen einen Anstieg der Neuinfektionen um mehr als 300 Prozent. Auf Gauteng, bevölkerungsreichste Provinz und aktueller Corona-Hotspot, entfallen 72 bis 80 Prozent der täglichen Neuinfektionen.
Ursprünglich nahm man an, Omikron stamme aus Südafrika. Doch die früheste Probe, welche die neue Variante zeigt, ist am 11. November in unserem Nachbarland Botswana gesammelt worden.
Entdeckt wurde die Mutante von Angelique Coetzee, der Vorsitzenden der South African Medical Association. Sie sagt, dass die infizierten Patienten bisher nur leichte und keine unüblichen Symptome hätten. Doch erst die nächsten drei Wochen werden zeigen, wie schwerwiegend die Omikron-Variante tatsächlich ist. Sofern das Krankheitsbild so bleibt, ist damit zu rechnen, dass sie Delta ersetzt. Denn allem Anschein nach ist Omikron ansteckender. Noch unklar ist allerdings, ob die Mutation die Impfimmunität umgehen kann.
Die Entdeckung von Omikron hat weltweit Panik ausgelöst. Kurz nach der Meldung aus Südafrika sprachen Grossbritannien, Europäische Union und USA Reisebeschränkungen für Länder im südlichen Teil des Kontinents aus. Insbesondere Grossbritannien reagierte reflexartig.
Aber sind diese Reiseverbote gerechtfertigt? Verfügen die Staaten dieser Welt nicht über geeignetere Mittel, um sich zu schützen – durch Impfung beispielsweise sowie durch konsequentes Testen?
In jedem Fall stehen die Einreisebeschränkungen in einem krassen Gegensatz zu den Zusagen, welche die Staats- und Regierungschefs der G-20 bei ihrer Zusammenkunft Mitte Oktober in Rom gemacht haben. Sie versprachen, sich für eine rasche und nachhaltige Erholung des Tourismussektors einzusetzen.
Was aber stimmt: Omikron gibt Anlass zur Sorge. Während Wissenschaftler immer mehr über die Variante erfahren, stellen Gesundheitsbehörden zunehmende Krankenhauseinweisungen bei Kindern unter fünf Jahren fest. Kinder unter zwei Jahren machen inzwischen zehn Prozent der Hospitalisationen aus. Das ist in der Tat sehr besorgniserregend.