Frank A. Meyer
Wortgewalttäter

Publiziert: 22.04.2018 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:50 Uhr

Der Tatbestand: Kollegah und Farid Bang, zwei Jugendidole aus Deutschland, rappen in ihrem neusten Album von Auschwitz und vom Holocaust. Auszüge:

«Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen»

oder

«Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow»

Auschwitz und Holocaust – im rhythmischen Sprechgesang vorgetragen? Was bedeutet das?

Die beiden Textzeilen verhöhnen unbeschreibliches Leid. Sie machen Menschenquälerei und Mord zu Popmusik, die Gaskammern zur Rap-Provokation, das grösste Verbrechen der Geschichte zum Spass-Thema der Hip-Hop-Jugend.

Der Zürcher «Tages-Anzeiger» subsumiert die Unerträglichkeit dieser Rap-Verse in einem Kommentar unter dem Titel: «Gute Kunst von bösen Menschen». Das Blatt empfiehlt: «Provokationen muss man ertragen.» Dazu wird auf den Komponisten Richard Wagner verwiesen, über dessen Judenfeindlichkeit «seit Jahrzehnten eine ähnliche Debatte» geführt werde.

Wagner – Vorläufer der Rap-Randalierer.

Gangster-Rap ist Jugendkultur. Die stossartig gestammelten Verse zielen auf die jüngste Jugend. Kollegah und Farid Bang zählen zu den Grössten der Gattung. Sie haben Millionen Platten verkauft, machen Millionen Umsatz.

Gangster-Rap, wie ihn die beiden Muslime praktizieren, gilt als identitätsstiftend vor allem für Migrationsjugendliche – es ist ihr Schulhof-Sound.

Auschwitz und Holocaust als Stichworte und Schlagworte für rapbegeisterte Schüler? Was geht in den Köpfen der jungen Menschen vor, die so etwas hören, denen das imponiert, die es nachsingen?

Durchs eine Ohr rein, durchs andere raus?

Rap ist nicht so belanglos wie ein beliebiger Schlager-Text. Im Gegenteil: Er ist aggressiv, eindringlich, impertinent, fordernd, autoritär. Er verkündet. Er setzt Werte. Unwerte.

Diese Woche verprügelte ein Migrantenteenager in Berlin einen jungen Mann, weil er Kippa trug. Er peitschte mit einem Gürtel auf den Israeli ein und beschimpfte ihn auf Arabisch als «Yahudi» – Jude!

Ein Fan von Kollegah und Farid Bang?

Was wäre, wenn die Rapper Zeilen aus Hitlers «Mein Kampf» oder aus dem antisemitischen Nazi-Blatt «Der Stürmer» vertonen und verversen würden?

Collage-Kunst von bösen Menschen? Provokation, die man aushalten muss?

Dazu wären weitere Verse zu zitieren:

«Wetzt die langen Messer/auf dem Bürgerstieg/lasst die Messer flutschen/in den Judenleib/Blut muss fliessen knüppelhageldick/Wir scheissen auf die Freiheit der Judenrepublik!»

Vom wem stammen diese Zeilen? Natürlich nicht von Kollegah und Farid Bang. Das merkt man sofort. Das merkt jeder Schulhof-Migrant. Der Text ist eine Variation des «Hecklerliedes», als Nazi-Hymne des Judenhasses in die Geschichte des deutschen Liedguts eingegangen.

In der Tat, Original-Nazihetze, vorgetragen oder geschrieben, hat rappige Qualitäten. Hitler rappte, wenn er vor Hass raste. Ja, Rap eignet sich für Hass­tiraden wie keine musikalische Kunstform sonst. Dazu noch einige erhellende Verse von Kollegah und Farid Bang:

«Steig ich in die Bahn, dann um ein’n Opa zu schlagen, um ihn in Ohnmacht zu schlagen?/Nein, ihn ins Koma zu schlagen»

und

«Ich komm’ mal heim und hau dann erst mal meine Frau kaputt»

Was wird da zelebriert? Gute Kunst von bösen Menschen?

Zwei Wortgewalttäter hetzen und hassen ohne Hemmung. Die Enthemmung entlädt sich in Form des Rap – auch ihr Antisemitismus, was Kollegah und Farid Bang empört von sich weisen: Alles Böse sei doch nur Provokation und nicht böse gemeint.

Sie wollen nicht beissen, nur spielen. Der «Tages-Anzeiger» spielt mit. Doch nicht nur er, auch die «Neue Zürcher Zeitung», die einen Verteidiger der beiden tollwütenden Rapper ganzseitig zu Wort kommen lässt, unter dem Titel: «Farid ist kein Antisemit.»

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