Nun ist alles klar. Peter Spuhler, Chef der Stadler Rail Group, hat uns erleuchtet: Die Frauenquote ist «Blödsinn». Der frühere SVP-Nationalrat (1999 bis 2012) erklärt auch: Eine Frau mit der nötigen Qualifikation stelle er «sofort» ein.
Was Peter Spuhler damit sagen will, liegt auf der Hand: Er findet keine Frauen mit der nötigen Qualifikation, und zwar nicht etwa, weil er mit Blindheit geschlagen ist, sondern weil es sie in seinen Augen schlicht nicht gibt.
Peter Spuhlers verzweifelter Blick auf die Welt der Frauen ist freilich auch ein Blick auf die Welt der Männer. Denn wenn es an der mangelnden Qualifikation der Frauen liegt, dass sie in Verwaltungsräten nur ganz vereinzelt zu finden sind, dann liegt es an der überragenden Qualifikation der Männer, dass sie praktisch sämtliche Verwaltungsräte allein beherrschen.
Herablassender kann ein Mann nicht über Frauen urteilen, überheblicher ebenfalls nicht.
Den Herren hats der Herr gegeben. Sie sind von Natur aus zur Führung der Wirtschaft geeignet. Die Männerherrschaft in den Verwaltungsräten ist der Beweis dafür. Der Beweis aller Beweise: Weil es ist, wie es ist, ist es, wie es ist.
Darum ist natürlich auch die Absicht des Bundesrates, für Verwaltungsräte eine Frauenquote von 30 Prozent einzuführen, reiner «Blödsinn»: wider die Natur der Wirtschaft, weil wider die Natur des Mannes mit seiner überlegenen Qualifikation.
Auch die jungliberale Frau Diana Blome wendet sich gegen die Frauenquote: «Die Qualifikation und nicht das Geschlecht soll entscheiden.» Genau, schliesslich hat bisher ebenfalls stets die Qualifikation entschieden, von Männergeneration zu Männergeneration. Und so soll es bleiben, von Männergeneration zu Männergeneration.
Die jungfreisinnige Frau Fabienne Beyeler findet die Frauenquote gar herabsetzend: «Geschlechterquoten diskriminieren», denn «Frauen brauchen keine staatlichen Krücken». Die schlimmste Beleidigung für weibliche Verwaltungsräte lautet nicht umsonst: «Quotenfrau».
Die «Quotenfrau» als jämmerliches Gegenstück zur heldenhaften Geschlechtsgenossin, die es heute schon in die hermetische Männerwelt der Verwaltungsräte geschafft hat – die Exotenfrau.
Wie aber schaffen es eigentlich die Männer massenhaft an die Machthebel der Wirtschaft, von ihrer gottgegebenen Qualifikation einmal abgesehen?
Die Zusammensetzung des Verwaltungsrats von Peter Spuhlers Stadler Rail Group gibt dazu wertvolle Hinweise. Es ist ein hochqualifiziertes Gremium, veredelt durch Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident der Roche Holding, vordem oberster Lenker von Swiss und Lufthansa.
Ja, der Unternehmer-Politiker Spuhler weiss, was es braucht, um seiner Firma eine geschäftsfördernde Aura zu verschaffen: ein Netzwerk von Männern mit Netzwerk.
Der Nationalrat, der mit seiner SVP während dreizehn Jahren gegen den Staat politisierte, gegen Europa, gegen die Linke – er lebt mit seinem Bahnbau vom Staat, von Aufträgen aus der EU, erteilt auch von linken Ministern.
Im Verwaltungsrat der Stadler Rail Group sitzt der Deutsche Werner Müller, einst Wirtschaftsminister der rot-grünen Bundesregierung von Gerhard Schröder, ebenso kultiviert wie qualifiziert, ein Mann des Staates, europäischer und sozialdemokratischer Herkunft.
Gäbe es Werner Müller als Waltraud Müller, Peter Spuhler hätte sie gewiss «sofort» in seinen Verwaltungsrat berufen.
Was Frauen an nötiger Qualifikation fehlt, um in den Aufsichtsgremien der Wirtschaft Platz zu nehmen, ist: Netzwerk. Männermacht ist Netzwerkmacht, Kameradschaftsmacht. Sie funktioniert ganz simpel: Der eine holt den andern, der wiederum den einen holt.
Nicht immer geschieht das auf dem hohen Niveau der Stadler Rail Group. Allzu oft ists nichts als krude Kumpanei.
Kumpanei, das können Männer. Die Frauen können das nicht. Darum braucht es die Frauenquote. Bis auch sie es können.