Frank A. Meyer
Männer?

Publiziert: 15.07.2018 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:47 Uhr
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Frank A. MeyerPublizist

Als Micheline Calmy-Rey 2008 den schiitischen Iran besuchte, trug sie Kopftuch. Es war eine Geste der Unterwerfung unter Sitten, die von religiöser Frauenverachtung diktiert sind: Frauen dürfen ihr Haar nicht zeigen, nicht einmal Strähnen davon, denn das könnte Männer erregen.

Irans Staatspräsident Hassan Rohani besuchte jüngst die Schweiz. Er verweigerte Simonetta Sommaruga die Hand. Das Protokoll umging den Affront, indem bei der Begrüssung auf jeglichen Handschlag verzichtet wurde. Eine di-plomatische Posse nicht ohne Raffinesse.

Auch in der Verweigerung des Handschlags kommt religiös dogmatisierte Frauenverachtung zum Ausdruck: Die Berührung der Frau könnte den Mann erregen.

Die Bundesrätin als Sexobjekt.

Eine Studie der Universität Zürich über Gewalt in Teenager-Beziehungen stellt fest, dass vor allem muslimische Jungen dazu neigen, ihre Freundinnen mit Drohungen und Schlägen zu traktieren. Dies sei mit traditionalistischen Rollenbildern zu erklären, also mit dem, was den Jungen in ihrer islamischen Erziehung beigebracht wird. Und das wiederum heisst: Der Mann ist mehr als die Frau, er ist der Vormund der Frau, er hat die Frau unter Kontrolle zu halten, und sei es durch Züchtigung, was laut Koran ausdrücklich zum Erziehungsrecht des Mannes zählt.

Aber gilt im 21. Jahrhundert noch, was der Koran den Gläubigen im 7. Jahrhundert vorschrieb? Es gilt, wie Irans Präsident Hassan Ro­hani, unbeirrt durch Sitten und Gesetze der Schweiz, bei seinem Besuch demonstrierte – auch den muslimischen Schweizer Teenagern demonstrierte.

Die Regeln des Koran sind, was Frauen betrifft, Ausdruck einer unreifen Religion – Ausdruck religiöser Männerherrschaft eben. Sie halten Knaben gefangen in einem Überlegenheitsgefühl gegenüber Mädchen. Solche Teenager entwickeln sich kaum zu emanzipierten, zu freien Männern. Wie sollen sie sich auch befreien von den Vorbildern zu Hause, in der Moschee und in der islamischen Parallelgesellschaft, wenn diese auf der überlieferten Männerrolle beharren?

Auf dem Infantilismus des Mannes.

Den verweigerten Handschlag von Hassan Rohani kann Simonetta Sommaruga gelassen sehen –  ein Mann, der nicht anders kann. Ein erwachsener Mann?

Übrigens geht es auch anders: Ursula von der Leyen besuchte Saudi-Arabien, das sunnitische Mittelalter, finsterer noch als das schiitische des Iran. Sie trat im Hosenanzug auf und mit wallendem Haar. Eine attraktive, selbstbewusste Frau. Die deutsche Verteidigungsministerin machte klar: «Ich setze mir kein Kopftuch auf.»

Von der Leyen kam unversehrt davon. Die diplomatischen Beziehungen Deutschlands zum stock­islamischen Königreich ebenfalls.

Die muslimischen Knaben und Jungen in der Schweiz schaffen das Erwachsenwerden nicht allein. Sie brauchen Hilfe. Sonst bleiben sie infantil.

Ein Leben lang. Lauter Rohanis.

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