Frank A. Meyer
Festung Europa!

Publiziert: 05.07.2015 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:31 Uhr

Es ist wahr: Die Menschen, die aus Nordafrika, aber auch vom Süd­balkan nach Westeuropa strömen, sind Flüchtlinge. Sie fliehen vor sozialer Not, vor wirtschaftlicher Unterentwicklung und Krieg. Dies sei an zwei einfachen ­Beispielen erläutert: In Deutschland erhalten Asylbewerber 140 Euro Taschengeld im Monat. Das ­entspricht einem durchschnittlichen ­Monatsverdienst in Südserbien. Die Arbeitslosigkeit in dieser Region liegt bei 40 Prozent. Damit ist die Reise nach Deutschland von Anbeginn rentabel.

Asylsuchende aus dem Sudan bezahlen Schleppern bis zu 10 000 Euro für den Transport nach Europa. Das Geld bringt die Familie auf, oft auch die Dorfgemeinschaft. Auf die gefährliche Reise machen sich vor allem junge Männer, auch Minderjährige. Sie sollen Familie und Gemeinschaft später mit Überweisungen unterstützen. Auch dies eine Investition, die sich mit grosser Wahrscheinlichkeit auszahlt.

Die Hoffnung, die so viele Menschen des Südens auf den Norden setzen, gilt einem erfolgreichen Sozialmodell, dem wohl erfolgreichsten Sozial­modell der Welt – der Europäischen Union.

Zu diesem Sozialraum zählt auch die Schweiz. Für die Mühseligen und Beladenen ist sie das ­Paradies im Paradies.

Wie soll Europa den Flüchtlingen begegnen? Derzeit gilt eine simple Gleichung: Wer für eine Willkommenskultur weibelt, ist ein Guter. Wer den Migranten mit Vorbehalten begegnet, ist ein Böser.

Linke, Grüne und Linksliberale hantieren dabei gern mit dem Begriff: «Festung Europa». Wer auch immer eine Lenkung oder Beschränkung der Sozial-­Zuwanderung befürwortet, wird als Verfechter der «Festung Europa» diffamiert – an der, wie die Bilder von Lampedusa belegen, die Flüchtlingsboote zerschellen.

Wer wagt es, dagegen Einspruch zu erheben, ­gegen diese Moral-Hegemonie, der sich auch die Kirchen beigesellt haben?

Es sei gewagt: Ja, Europa muss eine Festung sein!

Weil Europa mehr ist als ein Sozialmodell. Weil das soziale Netz, das Flüchtlingen und Migranten so unwiderstehlich scheint, die historisch herausragendste Leistung der europäischen Wirtschaftswelt darstellt. Und weil diese gesellschaftlich verpflichtete Wirtschaftswelt nur gedeihen ­konnte in einer offenen, weil demokratischen, weil rechtsstaatlichen Zivi­lisation.

Der westlichen Zivilisation.

Diese Zivilisation gilt es zu bewahren, denn sie ist die Hoffnung von Hunderten Millionen, ja von Milliarden Menschen, die sich nach Verhältnissen sehnen, wie sie in den Gemarkungen der Europäischen Union gegeben sind.

Was aber hat der Wille zur Bewahrung mit der ­anbrechenden Völkerwanderung von Süden nach Norden zu tun? Was mit armseligen Flüchtlingen? Was mit Migranten aller Herren Länder?

Der Zusammenhang ist der, dass die europä­ische Bürgergesellschaft – die westliche Bürgerzivilisation – nicht jedes Mass und nicht jede Art der Zuwanderung erträgt.

Das Mass an Zuwanderung muss so gesteuert werden, dass die Integrationskraft der ein­heimischen Bevölkerung erhalten bleibt. Was ­wiederum heisst, dass der Integrationswille nicht gelähmt oder zerstört wird.

Denn es sind die einfachen Bürger in ihren einfachen Vierteln, es sind die einfachen Kinder in ihren normalen Staatsschulen, die fremde ­Erwachsene und fremde Kinder einzuführen haben in die Gepflogenheiten, die Grundlagen und die Gesetze der europäischen Gesellschaft.

Die Prediger ungehemmter Zuwanderung sitzen derweil in ihren gestylten Wohnungen und ­schicken ihre Kinder auf sorgsam ausgesuchte Schulen, soll doch der Erfolg des Nachwuchses auf keinen Fall durch eine ausländerdominierte Klasse behindert werden.

Die Integrationsarbeit leisten die ganz normalen Bürger. Nicht etwa die linken und grünen und linksliberalen Romantiker, die jede Art von Zuwanderung als Belebung der betulichen ­Bürgergesellschaft feiern.

Es ist auch auf die Art der Zuwanderung zu achten: auf die kulturelle Herkunft der Zuwanderer. Wer aus dem christlich-orthodox geprägten Südserbien oder aus dem islamisch geprägten ­Sudan hierherkommt, der bringt keine Vorstellung von Gesellschaft und Staat mit, die der europäischen – der schweizerischen – Bürgerlichkeit entspricht.

Er muss lernen, wie man sich benimmt, woran man sich hält, was gilt.

Dabei ist die Gleichberechtigung der Frau diesen beiden religiös grundierten Kulturen fremd – ganz besonders der ­islamischen, die den Rassismus gegen Frauen seit Jahrhunderten zum Glaubensbekenntnis überhöht.

Zu lehren und zu lernen ist also, dass man Frauen bei uns die Hand gibt; dass Frauen Männern bei uns in die Augen blicken; dass Frauen bei uns ihre ­Gatten selber wählen; dass Kopftuch und Schleier bei uns als Ausdruck von geschlechtlicher Apartheid gelten; dass Apartheid bei uns gegen die Verfassung verstösst.

Überhaupt ist die Frauenfrage die zentrale ­migrationspolitische Herausforderung: Von Süd nach Nord wandern Menschen, deren Selbstverständnis geprägt ist von traditioneller Männerherrschaft. Männer wie Frauen kennen kaum oder keine Emanzipation, kaum oder ­keine bürgerliche Selbstverantwortung. Wie auch?

Was man nicht erwarten darf, das kann man – muss man – vermitteln, denn auf bürgerlicher Selbstverantwortung beruht nun mal das ­Sozialmodell, nach dem sich die Flüchtlinge und Migranten sehnen.

So schliesst sich der Kreis: Was die Fremden erstreben, die zu uns kommen, hat eine Historie, ist aus Kämpfen um Freiheit und Gerechtigkeit hervorgegangen, umfasst Rechte und Pflichten.

Die europäische – die schweizerische – Rechtskultur ist sie, jene Willkommenskultur, von der Linke, Grüne und Linksliberale so gerne schwad­ronieren.

Mehr als seine Demokratie und seinen Rechtsstaat hat Europa nicht anzubieten. Mehr hat auf dieser Welt niemand anzubieten.

Dieses Angebot an die Welt zu bewahren, es nicht aufs Spiel zu setzen durch eine romantisch-regellose Migration, das ist die Aufgabe aller demokratischen Kräfte.

Europa ist Freiheit und Demokratie und Gleichheit, ist die offenste Gesellschaft der Welt.

Für diese Werte muss es Trutzburg sein.

Ja, Festung Europa!

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