Ja, Roger de Weck, Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), verteidigt sein Unternehmen. Er hält es für «einen Hort des Qualitätsjournalismus».
Ja, Roger de Weck macht sich Gedanken über die Unabhängigkeit der Schweizer Publizistik. Er sieht sie gefährdet, denn «politische Interessengruppen bauen ihre Medienmacht auf, sie erwerben Medien».
Ja, Roger de Weck setzt dieser Entwicklung seine SRG entgegen: «Niemand kann die SRG kaufen.»
Roger de Weck, einst Chefredaktor der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» und des Zürcher «Tages- Anzeigers», tut also seine Pflicht: als SRG-Generaldirektor, als Journalist, als Bürger.
Für Hanspeter Lebrument aber, Präsident des Verbandes Schweizer Medien, ist das «ein Skandal».
Hanspeter Lebrument ist gelernter Journalist, verantwortlich für ein Medien-unternehmen und engagierter Bürger. Genau wie Roger de Weck.
Wie kommt er dazu, Meinung und Analyse seines Berufskollegen zum Schweizer Journalismus als «Skandal» zu bezeichnen? Ist es ein Skandal, wenn jemand seine Sache vertritt und seine Meinung äussert?
Wenn es um die SRG geht, verlieren sogar betuliche Citoyens wie Hanspeter Lebrument die Contenance. Das Medienhaus an der Berner Giacomettistrasse ist mit seinen Sendungen zum Schrecken verunsicherter Verleger geworden: Der Zunft geht es schlecht, ein Sündenbock ist gefunden.
Da trifft es sich bestens, dass auch der lautstärkste Ankläger aller Sündenböcke die SRG mitsamt ihrem Generaldirektor zum Feind erkoren hat. Weshalb der Herr vom Herrliberg auch gleich seine journalistische Prätorianergarde in Stellung bringt. Das Wochenblatt, das auf sein Kommando hört, deckt Roger de Weck diese Woche mit allem ein, was ein wütendes Vokabular hergibt: «Grössenrausch», «Verblendung», «linke Einfärbung», «unsachliche Nähe zur EU», «anmassenden Unsinn», «bekennender Internationalist», «EU-Beitrittsturbo», «de-Weck-Kampfsender» etc., etc., etc.
Wie soll man derlei Anwürfe bezeichnen? Es sind die Waffen der äusseren Rechten: Unterstellungen, Verunglimpfungen, Diffamierungen. Was soll man gegen solchen Unrat tun? Darauf eintreten? Das vermeidet man doch auch auf der Strasse. Nicht einmal Verachtung ist die Suada wert.
Allerdings lehrt das Beispiel einiges: Nämlich wie Journalismus aussieht, der politischen Interessen zu dienen hat.
Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft ist für solchen Journalismus nicht nur Stein, sondern geradezu Fels des Anstosses: Sie gehört durch ihre Gebühren und als Verein den Schweizer Bürgern. Sie dient diesen Bürgern in vier Sprachkulturen. Sie erfüllt ihren Dienst täglich rund um die Uhr mit Radio- und Fernsehsendungen von internationaler Qualität, die in vielen Fällen sogar besser sind als Radio und Fernsehen in Deutschland oder Frankreich, von Italien gar nicht zu reden.
Die SRG kann all dies nur leisten, weil sie ausschliesslich der «Res publica» verpflichtet ist: der öffentlichen Sache. Private politische Medienmacht aber ist das pure Gegenteil davon, wie Zeitungen und Sender in den Händen dieser Macht belegen, im benachbarten Ausland und in der Schweiz – und eben gerade mit der Kampagne gegen die SRG.
Wo gehören Verleger hin, die sich, wie Hanspeter Lebrument, journalistisch jahrzehntelang der Republik verpflichtet fühlten?
Ins Lotterbett? Mit politischen Cliquen, die sich die Medien untertan machen möchten?