Die deutsche Illustrierte «Stern» stellt bekümmert fest: «Wir haben den Eindruck, dass derzeit keine Partei öffentlich so angefeindet wird wie die Grünen.» Das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» bangt unter dem Titel «Hassobjekt Grüne» ebenfalls um die Ökopolitiker.
Derzeit produziert die Partei, die doch nur das Gute will, Ablehnung bis zu gewalttätigen Angriffen, zuallererst natürlich im grünen Vatikanstaat Deutschland, allwo der Bürger auf Schritt und Tritt mit grünem Wirken konfrontiert wird. Schliesslich stellen die Verbesserer der Umwelt dort bedeutende Minister, sogar den Vizekanzler der Regierung.
Wie ist diese Ablehnung zu erklären? Was machen die Klimaretter falsch? Was machen sie so sehr anders als ihre demokratischen Konkurrenten?
Womöglich ist die Antwort ganz einfach: Die Grünen sind übereifrig – und voller Tatendrang dabei, ins Leben des einzelnen Bürgers einzugreifen. Sie wollen bestimmen, was er darf und was nicht:
Kein Fleisch oder wenig Fleisch essen. Nicht oder wenig Auto fahren. Selbstverständlich auch nicht oder wenig fliegen. Weniger heizen als bisher.
So lauten die Grundgebote der Grünen. Doch die Wirkung ihrer Wertewelt greift noch viel weiter aus. Auch wie wir reden und schauen und lachen, versuchen sie an ihre Regeln zu binden: gendern beim Formulieren, wegschauen bei sexistischer Werbung, den Mund nicht verziehen bei anzüglicher Satire.
Verwaltungen verordnen bereits die Genderpflicht, also etwa Mensch*in zu schreiben statt einfach Mensch; eine Toyota-
Werbung soll wegen «sexistischen Charakters» verboten werden; sogar vor dem Starkomiker Otto Waalkes wird wegen lästerlicher Witzelei gewarnt.
All diese Zurechtweiserei wird den Grünen angekreidet, auch wenn sie im Einzelfall gar nichts damit zu tun haben. Denn sie sind die Stimmungsmacher der Erziehungs- und Verbotsgesellschaft. Ihnen wird zugeschrieben, dass Kinder nicht mehr Indianer spielen, sich nicht mehr als Winnetou verkleiden dürfen, weil dadurch die indigene Kultur verletzt werde.
Die Grünen gelten als Spielverderber. Schlimmer noch: Sie werden als «übergriffig» wahrgenommen – ein ganz besonders böses Wort.
Das aber zählt zu den harten Vorwürfen, die einer Partei in der Demokratie gemacht werden können: den Bürger zu belästigen – zu betatschen.
Doch, die Partei der ganz konkreten Weltverbesserung meint es ernst: Die Welt soll sauberer werden – gesäubert. Mit diesem Ziel wird der Bürger im Alltag behelligt.
Wenn er seinen vertrauten Parkplatz nicht mehr findet, weil er zum Veloabstellplatz umfunktioniert wurde, weiss er: Es geht um die Reinheit der Luft. Fährt er gar einen wuchtigen SUV, sitzt er mit schlechtem Gewissen am Lenkrad; tritt er dagegen in die Pedale seines Fahrrads, gehört er zu den Guten.
Werden demnächst Umweltfunktionäre das Verhalten der Bürger überwachen, wie einst die Pfarrer im calvinistischen Holland? Müssen wir demnächst ohne Vorhänge leben und all unser Tun einem grünen Kontrollblick offenbaren? In Deutschland, dem gelobten Land der Grünen, animieren Meldestellen bereits zur Denunziation von Fehlverhalten.
In der Schweiz hingegen herrscht seit 175 Jahren freisinniger Geist – der Freigeist des Bürgers! Im jurassischen Saint-Imier gründeten Uhrmacher-Anarchisten unter der Präsidentschaft des Anarchie-Philosophen Michail Bakunin anno 1872 die «Antiautoritäre Internationale».
Der Schweizer Bürger weiss seit je, was persönliche Freiheit ist.
Ein Greenhorn ist er nicht.