Sie setzten sich vor dem Zürcher Flughafen auf die Strasse; auch in Deutschland blockierten sie die Rollfelder grosser Airports, indem sie sich am Boden festklebten. Ihr Markenname ist die «Letzte Generation». Sie nennen sich «Klimaschützer».
Müssen Reisende, die in den Abflughallen darauf warten, dass sie endlich in die Ferien starten dürfen, diese jungen Menschen nicht trotzdem bewundern? Müssen ihnen nicht die Herzen aller klimabewussten Bürgerinnen und Bürger zufliegen?
Die Jugend, die gegen CO2-Emissionen zu Land und in der Luft zum Sekundenkleber greift, weiss das gute Gewissen auf ihrer Seite: «Wir weigern uns, für fossile Brennstoffe zu sterben, und wir werden nicht zusehen, wie Millionen ermordet werden.»
Wo ermordet wird, da gibt es Mörder. Und wer diese Mörder sind, steht für die Kommissare der Klimapolizei fest, führen doch «Regierungen, die fossile Brennstoffe fördern, einen Krieg gegen die Menschheit». Schlimmer gehts nimmer. Deshalb gibt es für die Aktivisten nur eins:
Kleben gegen Mord!
Was gelten in diesem heldenhaften Kampf gegen demokratisch gewählte Verbrecher die Interessen fahrender oder fliegender Touristen und Geschäftsleute? Was gilt die Sicherheit des Auto- oder Flugverkehrs angesichts der weltweit operierenden gouvernementalen Gauner? Was gelten all die Gesetze, die der Mobilität schon jetzt Regeln setzen? Oder Gesetze überhaupt?
Klimarettung ist Weltrettung!
Und etwas Grösseres als Weltrettung gibt es nicht. Weshalb es längst nicht mehr um Richtig oder Falsch geht, also um Werte, die man so oder anders sehen kann, die korrigierbar sind und wandelnden Verhältnissen angepasst werden können – um politische Werte.
Nein, es geht um Gut oder Böse. Um das Absolute. Und damit geht es um Religion:
Die Klimareligion.
Auf diese Argumentation hat sich die geschmähte und gewalttätig bekämpfte Politik der rechtsstaatlich geordneten Demokratien leider längst eingelassen: Klimakleber sowie ihre Kumpanen gelten allemal und irgendwie doch als die Guten, schlimmstenfalls sind sie aus gutem Glauben irregeleitet – Kinder und Kindeskinder gutgläubiger Eltern und Grosseltern, die seit 1968 einen Gott suchen, den die Marxisten einst im Kommunismus zu finden glaubten – ein für Abermillionen Menschen mörderisch gescheitertes Experiment:
Die Klassenreligion.
In der «Neuen Zürcher Zeitung» war zu lesen, was gegen den Anspruch auf Absolutheit der jüngsten Kreuzzügler zu unternehmen wäre: «Noch immer tun manche Politiker so, als seien die Aktionen der Blockierer irgendwie richtig (…) Die Romantisierung von Klimaradikalen muss aufhören. Wer die Nervenbahnen von Demokratien lahmlegt, hat eine harte Strafe verdient.»
Doch die Klimareligion wird gepredigt von einer mächtigen Kirche, die in der gesamten demokratischen Welt für die verunsicherten Bürgerinnen und Bürger zu sprechen glaubt:
Die Grünen.
Ihre Überzeugungskraft wurzelt in einem religiösen Urgrund, den der deutsche Kommunist Louis Fürnberg einst mit dem simpel-eingängigen Vers bedachte: «Wer die Menschheit verteidigt, hat immer recht.» Während der DDR-Diktatur erlangte diese Parole schrecklichen Ruhm als offizielles «Lied der Partei» unter dem Titel: «Die Partei hat immer recht» – im Marschschritt über ihre Opfer hinweg.
Religion hat immer recht. Das ist ja das Prinzip jeder Religion – Dogmen statt Denken, Beten statt Selbstkritik, Glauben statt Skepsis. Alles aufs Absolute getrimmt, aufs Letzte, auf das ewige Heil gegen das alltägliche Unheil in der Welt. Deshalb die Selbstbeschreibung als «Letzte Generation», deshalb ihr Kampf gegen Regierungen, die, wie sie inniglich glauben, einen «Krieg gegen die Menschheit» führen und «Millionen ermorden».
Kann man, darf man solche Weltuntergangsszenarien belächeln, weil sie – bei Verstand betrachtet – lächerlich sind? Religionen haben – bei Verstand betrachtet – immer auch lächerliche Inhalte und Ausdrucksformen, ausgerichtet auf die Gläubigen, denen der einfache Menschenverstand nicht genügt.
Die Klimareligion ist deshalb längst auch attraktiv für die klassische christliche Kirche. Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist alle zwei Jahre das grosse Fest der grünen Laienpriester. Pfarrherren und Priester erkennen in den Klimapredigern Komplizen im Kampf um die gesellschaftliche Renaissance ihrer in Ruf und Rang radikal ramponierten Religion.
Doch Religion statt Politik bedeutet:
Religion statt Demokratie.