Der Papst weiss, was er sagt. Über Priester, die Kinder sexuell missbrauchen, sagt er: «Die Täter sind Monster.»
Weiss der Papst, was er sagt?
Monster sind Ungeheuer, in ihrer Ungeheuerlichkeit allem Mensch-lichen fremd, eigentlich gar keine Menschen, weil jenseits jeglicher Werte, an denen menschliche Verantwortung zu messen ist.
Für Monster kann die Kirche nichts.
Der Papst weiss, was er sagt. Über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sagt er: «Die Kirche muss vor den Angriffen des Bösartigen, des grossen Anklägers bewahrt werden.»
Weiss der Papst, was er sagt?
Der «Bösartige» attackiert die Kirche. Kindesmissbrauch ist sein Werk. Teufelswerk. Er drängt von aussen in den heiligen Bezirk des Katholizismus. Der Teufel ist der Täter.
Was kann die Kirche für den Teufel?
So einfach ist das also: Teufelsbesessene Monster tragen die Schuld am weltweiten Missbrauchsskandal, der den Vatikan heimsucht – nicht fromme Priester, nicht mündige Männer.
Wie sieht diese Kirche aus, in deren Schoss sich die Verbrechen an Kindern, vor allem an Knaben, seit Jahrzehnten zutragen? Wie stellt sie sich dar? Welches Selbstbild pflegt sie?
Die Männerbastion der Christenheit inszeniert sich gern feminin. Schon der einfache Priester, der die Sonntagsmesse liest, scheint seiner Männlichkeit entrückt im weissen Rock, der farblich abgesetzten Stola, umgeben von Messdienern in bestickten Hemdchen, die anmutig den Weihrauchkessel schwingen.
Von effeminierter Eleganz ist auch der Auftritt der Bischöfe, wenn sie im vollen Ornat mit violetter Schärpe einherschreiten, distanziert würdevoll, das Haupt gebeugt zur Demutsgeste.
Und erst das Weltschauspiel, wenn die Kirchenmächtigen zur Inthronisation ihres Oberhauptes in wallenden Seidengewändern über den Petersplatz schweben, imposant und entzückend zugleich. Jeder Ballettmeister wird da neidisch.
Papistische Prozessionen, Priester in ihrem Plunder – die Diener des Herrn wirken ebenso wunderbar wie sonderbar. Viril wirken sie nicht.
In diese Wirklichkeit jenseits der wirklichen Wirklichkeit treten
die jungen Priester ein, liebesunerfahren, lebensunerfahren –
lebenslangen Lebensverzicht vor Augen: den Verzicht auf gelebte Männlichkeit.
Was für eine Existenz wird Männern da aufgezwungen, die gerade in voller hormonaler Entfaltung stehen – erst recht den lieblos alt gewordenen Patriarchen: sexuelle Enthaltsamkeit, überhöht zur totalen Hingabe an Gott den Herrn; die Sehnsucht nach weiblicher Innigkeit sublimiert im Marienkult, dem einzig erlaubten Blick auf die Frau.
Dieser künstlichen Welt werden Knaben zur religiösen Unterweisung anheimge-geben; in ihrer früh-jugendlichen, oft noch androgynen Anmutung einer Klerisei ausgeliefert, die ein emotional wie körperlich unerfülltes Dasein zu fristen hat.
Wer – wie der Papst – über diese Dinge nicht reden will, weil er sich weigert, die katholische Kirche dem Menschsein anzupassen, das nun mal besteht aus Männern und Frauen und Liebe und Sex, der flüchtet ins Mystische, in die Welt der Monster und Teufel.
Oh Gott, die Kirche!