Joe Biden und Wladimir Putin in Genf, begrüsst von den Gastgebern Guy Parmelin und Ignazio Cassis.
Stolze Schweiz – die Eidgenossenschaft als Global Player!
Was bedeutet Global Player ganz konkret? Mehr als nur die Gastgeberrolle bei einem Treffen zur Verbesserung des politischen Weltklimas. Wie 1985, als US-Präsident Ronald Reagan am 19. und 20. November in Genf den Sowjet-Herrscher Michail Gorbatschow traf – empfangen von Bundespräsident Kurt Furgler.
Stolze Schweiz – auch damals schon!
Doch ist die Wirklichkeit inzwischen eine andere: eine globalisierte. Und die Welt ringt um ihre globale Ordnung, um ihre politische, um ihre wirtschaftliche und um ihre rechtliche Ordnung. Die Schweiz ist nicht mehr das Glückskind, das sich in Genf mal kurz als Gastgeber auf die internationale Bühne schwingen kann, weil es ihr gerade nützlich erscheint – um anschliessend wieder diskret in den Kulissen zu verschwinden.
Global Player – Spieler einer Weltrolle – ist das Land, das sich so gerne im Réduit räkelt, auch dann, wenn es ihm nicht in den Kram passt. Zum Beispiel, wenn es um einen Mindestsatz für globale Steuern geht: 15 Prozent vom Gewinn für Grosskonzerne, wie die G-7-Nationen und demnächst wohl die G-20-Nationen fordern, was wiederum die OECD für verbindlich erklären dürfte.
Ja, so impertinent kann Weltpolitik klingen. Nicht zuletzt in den Ohren der Schweiz. Denn sie gilt auch für die Eidgenossenschaft. Im aktuellen Fall für sämtliche Firmen hierzulande, die dem globalen 15-Prozent-Regime unterstellt werden.
Die gewaltigen Klänge der Weltpolitik übertönen die Schweizer Lockrufe mit tiefen Steuern. Die Ausgestaltung der globalen Ordnung betrifft plötzlich auch Steuerverstecke wie Zug oder Schwyz oder Obwalden.
Der Player Schweiz wird global ans Licht gezerrt.
Nichts ist mehr, wie es war. Unternehmen der Medizinaltechnik leiden bereits unter dem Verzicht auf das Rahmenabkommen mit der Europäischen Union. Und die Beschaffung des neuen, milliardenteuren Kampfflugzeugs muss zur europäischen Verteidigungsstrategie passen, wenn sie Sinn haben soll – ja sogar globaler Kontext ist in Rechnung zu stellen in Zeiten von Cyberattacken und Drohnenkrieg.
Überall Welt. Mittendrin die Schweiz.
So geht es einer Weltmarke, nicht nur im Misslichen, gottlob auch im Guten: Eben gerade haben die USA eine in der Schweiz entwickelte Therapie gegen Alzheimer zugelassen.
Ein Welterfolg des Global Players aus den Alpen.
Die Schweiz ist nämlich auch dies: industrielle Weltspitze, Musterland modernster Wirtschaft, Leuchtturm eines kreativen Kapitalismus, nicht nur mit der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie, nein, auch mit zahllosen mittelständischen und sogar kleinen Firmen.
Die Schweiz – einer der fleissigsten und findigsten Global Player.
Doch die Teilnahme am Welt-Wettbewerb ist nicht à la carte zu haben: nicht als isolationistische Steueroase und Rückzugsort für weltflüchtige Reiche und Reichste einerseits – und als bewunderter weltoffensiver Kleinstaat andererseits.
Die Welt zählt die ganze Schweiz zur Welt.
Die Globalisierung nimmt politische, finanzielle und rechtliche Gestalt an – zu Nutz und Frommen der Schweiz, aber immer wieder auch zum Ärger der helvetischen Stubenhocker im Populistenmilieu. Die wenden sich gegen alle Formen globaler Kooperation und Solidarität. Bisweilen sogar erfolgreich, wie jüngst beim Stopp für das EU-Rahmenabkommen.
Der Global Player Schweiz pausiert. Die Globalisierung nicht.