Frank A. Meyer – die Kolumne
Milchgesichter

Publiziert: 08.12.2019 um 11:50 Uhr
Frank A. Meyer

Gibt es etwas Harmloseres als Milchshake? Mit dem Kindergetränk vertrieben Linksextremisten die SVP-Politiker Christoph Mörgeli und Roger Köppel aus dem Zürcher Kulturszene-Lokal Sphères: Sie schütteten es ihnen ins Gesicht.

Was war der politische Gehalt der Aktion, wenn denn von Gehalt – neben dem des Milchshakes – überhaupt zu reden ist? Es ging um Demü­tigung vor den Augen aller übrigen Gäste des Lokals, um eine Demonstration physischer Macht.

Die linken Aggressoren bedrohten auch das Lokal, das «Weltwoche»-Chef Köppel mitsamt seiner Redaktion Gastrecht gewährte: Man werde den Laden «auseinandernehmen», wenn das rechte Magazin dort weiterhin seine Sitzungen abhalten dürfe.

Linke verjagen Rechte!

Im Netz loben Linksextremisten den Milchshake-Angriff als revolutionäre Tat, sei dadurch doch zwei pro­minenten Rechtspopulisten klargemacht worden, «dass sie nicht toleriert werden und dass sie nicht einfach überall ohne Widerstand auftauchen können».

Die äussere Linke bestimmt also, wer in öffentlichen Lokalen zu tolerieren ist und wer mit physischen Übergriffen zu rechnen hat, wenn er seinen Cappuccino in der falschen Gast­stube geniessen möchte.

«Widerstand» nennen die linken Helden das.

Die Widerständler wecken historische Erinnerungen. Harmlos ist ja auch Rizinusöl, der Milchshake von Mussolinis Schwarzhemden. Sie zwangen Kommunisten und Sozialisten, das Abführmittel zu schlucken, bis sie defäkierten – zum Ergötzen der Faschisten.

Rechte verjagten Linke.

So sah gestern in Italien rechter Terror aus, von den Tätern wohl auch als «Widerstand» verstanden, wobei sich selbstredend und sogleich jeder Vergleich mit der aktuellen Aggression gegen die Politiker Mörgeli und Köppel verbietet. Denn in linken Kreisen hält man die Verjagung der beiden Rechten für Antifaschismus, die Milchshake-Attentäter entsprechend für Antifaschisten. Das inzwischen international bekannte Kürzel für solche Militanz: Antifa.

Die Antifa-Genossen tun sich als Störenfriede hervor, wo immer rechte Redner auftreten, zum Beispiel der chilenische Libertäre Axel Kaiser, den sie mit Eiern bewarfen. Sie attackieren rechte Journalisten, zum Beispiel «Weltwoche»-Autor Alex Baur. Sie verüben Tätlichkeiten gegen Familienmitglieder von Bürgern, die ihnen politisch nicht passen, zum Beispiel gegen die Partnerin des Journalisten Baur, deren Essstand bei einem 1.-Mai-Fest sie verwüsteten.

Wie fa ist die Antifa?

Ist diese Frage unstatthaft? Ist bei Antifaschisten zu tolerieren, was bei Faschisten nie und nimmer zu tolerieren ist? Im Milieu von Linksautonomen und Linkssozialisten heisst es: «Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.»

Der Satz unterstellt erstens, dass es gegen Faschisten geht, wenn Politiker, Intellektuelle und Journalisten von Linken aus einem Lokal oder Hörsaal gemobbt oder geprügelt werden.

Der Satz unterstellt zweitens, dass sich faschistischer Totalitarismus moralisch von sozialistischem Totalitarismus unterscheidet. Faschismus sei kriminell, Sozialismus nie – die Opfer von Stalin, Mao, Pol Pot wurden demnach für das historisch Gute umgebracht.

All diese Erinnerungen, Erwägungen, Erläuterungen wegen eines Milchshake-Attentats?

Freilich kann man die Fa-Antifa- Aktion als Entgleisung linker Lümmel verniedlichen.

Doch dann blättert man im Geschichtsbuch und stösst auf Gesichter in schwarzen und braunen Uniformhemden.

Milchgesichter.

Die Sozialdemokraten sind ratlos
6:39
«frank & frei»:Die Sozialdemokraten sind ratlos
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?