Frank A. Meyer – die Kolumne
Menschen als Müll

Publiziert: 21.06.2020 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2020 um 06:08 Uhr
Frank A. Meyer

In der Online-Aus­gabe der Berliner ­Tageszeitung «Taz» ­erörterte Hengameh Yaghoobifarah die Frage, wozu man Polizisten gebrauchen könne, sollte die Polizei dereinst abgeschafft werden. Der Kolumnistin fiel keine Ersatzbeschäftigung für die arbeitslosen Beamten ein. Sie stellte fest: «Streng genommen möchte man sie nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen.»

Als Lösung schlug die «Taz»-Autorin schliesslich vor: «Die Müll­deponie.» Allerdings nicht für eine Tätigkeit als Müllmänner, «sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von ­Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.»

Menschen als Müll.

Was fällt dem Leser dazu ein? Zum Beispiel Ulrike Meinhof, Ikone der Terroristen, die zwischen 1971 und 1993 ­unter dem Namen RAF (Rote Armee Fraktion) 33 Menschen ermordeten. Einst Journalistin des linken Magazins «Konkret», formulierte sie für die RAF folgende Leitsätze: «Wir sagen, natürlich, die Bullen sind Schweine, wir ­sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heisst, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.» Zehn der RAF-Opfer waren Polizisten.

Menschen als Müll.

Für die Nazis waren die Juden Müll, die Slawen Müll, die Roma Müll, die Schwarzen Müll. Zur rassistischen Ideologie von Nazismus und Faschismus gehört die Entmenschlichung des zum Feinde erklärten anderen.

Für Ulrike Meinhof von der RAF zählte die Entmenschlichung des gehassten ­anderen zur mörderischen Praxis, für Hengameh Yaghoobifarah ist sie mühelos denkbar.

In Deutschland gestern ging das linke und linksliberale Milieu samt seinen ­Medien stets verständnisvoll-nachsichtig mit Ulrike Meinhof um – sie war ja eine Linke, letztlich beseelt vom ­moralisch Guten, also ein tragischer, ein bedauernswerter Fall.

In Deutschland heute geht das linke und linksliberalgrüne Mi­lieu samt seinen Medien schützend-zurückhaltend mit Hengameh Yaghoobifarah um – sie publiziert ihre Kolumnen ja in der ­linken «Taz», ist also beseelt vom moralisch Guten, eine verirrte Kollegin, ein bedauernswerter Fall.

Was wäre geschehen, wenn die national-konservative und prononciert rechte Zeitung «Junge Freiheit» einen Text publiziert hätte, welcher Angehörige der radikalen Linken als Müll bezeichnet hätte? Was wäre los, hätte ein AfD-Politiker als Gedankenspiel vor­geschlagen, politische Gegner auf der Müll­halde zu entsorgen?

Die Reaktionen im linksliberalgrünen Milieu wären, wie sie zu sein hätten: Mediensturm, Politikerprotest, De­mons­trationen, Mahnwachen, Bischofs­er klä­rungen, Kirchengeläut.

Linker Faschismus ist in Deutschland geduldeter Faschismus.

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