Frank A. Meyer – die Kolumne
Hui und Pfui

Publiziert: 31.01.2021 um 06:02 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 09:43 Uhr
Frank A. Meyer

Bisweilen, wenn gottlob auch selten, ergibt sich die Notwendigkeit, zweimal hintereinander ein und dasselbe Thema zu behandeln. Diesmal das Weltwirtschaftsforum, also das WEF, also Klaus Schwab.

Der Gastgeber der grössten Gesellschaftsshow des ­Globus äusserte sich in der «NZZ am Sonntag» zu Donald Trump, seinem Stargast von 2018 und 2020. Das Blatt fragte ihn, ob er den mittlerweile abgewählten US-Präsidenten heute, mit Blick auf die Erstürmung des Kapitols, wieder einladen würde. Schwabs Antwort: «Da müsste ich mit mir ins stille Kämmerlein gehen und überlegen. Wenn ich herauskäme, wäre die Antwort wahrscheinlich: Nein.»

Man könnte dieses Statement abtun mit der Feststellung: Das WEF ist das WEF, ist Klaus Schwab – und nun mal allen Mächtigen zu Diensten, solange sie an der Macht sind. Letzteres trifft auf Donald Trump nicht mehr zu. Ein Leichtes, ihn «wahrscheinlich» nicht mehr eingeladen zu haben.

Die Aussage des WEF-Chefs bezieht sich auf das politische Benehmen des Berserkers im Weissen Haus, auf dessen Verantwortung für die putschähnlichen Vorgänge in Washington. Was bedeuten würde: Klaus Schwab übt Kritik an Demokratiefeinden – selbst wenn sie in Präsidentenstiefeln über den Rasen des Weissen Hauses trampeln.

Bravo müsste man dem mannhaften WEF-Gründer zurufen. Doch solchem Beifall steht im Wege, dass Klaus Schwab den notorischen Lügner Donald Trump als Gast in Davos nicht nur herzlich begrüsste, sondern ausdrücklich lobte – Präsident ist nun mal Prä­sident. Ein weiterer Umstand schliesst einen löblichen Kommentar kategorisch aus: Chinas Präsident Xi Jinping ist der gefeierte Star des diesjährigen WEF – ihm gilt Klaus Schwabs Huldigung auf dem von Davos nach Singapur verlegten Treffen.

Wohl wahr, Donald Trump war vier Jahre lang ein Schandfleck der west­lichen politischen Kultur – und der Sturm aufs Kapitol das Resultat seiner aufrührerischen Twitter-Kanonaden.

Hat er als Präsident der USA ein Mil­lionenvolk wie die Uiguren unterdrückt und in Konzentrationslagern «umerzogen»? Hat er eine Demokratie wie die in Hongkong zerstört? Hat er ­einen freiheitlichen Rechtsstaat wie Taiwan militärisch bedroht? Hat er ­kritische Amerikaner ins Gefängnis ­gesteckt, wie es täglich kritischen Chi­nesen widerfährt? Hat er lückenlose Überwachungsmassnahmen ins Werk gesetzt, um alles Tun und Lassen der US-Bürger di­­gital unter Kontrolle zu ­bekommen?

Donald Trump wurde abgewählt. Können die Bürger Chinas Xi Jinping abwählen?

So steht es nun mal mit der Welt.

Xi Jinpings Besuch am Weltwirtschaftsforum und in den Medien dient dem Ausblenden der Wirklichkeit: Diese Inszenierung malt meisterlich das Bild von China als Ordnungsmacht, der es kraft diktatorischer Instrumente besser gelingt, die Corona-Pan­demie in den Griff zu bekommen als der westlichen Welt – dass China sogar ganz grundsätzlich besser geeignet sei, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, von der digitalen Wirtschaft bis zur ­Klimapolitik.

Die Schalmeienklänge des chine­sischen Kommunismus als Zukunftsmusik einer in seinem Sinne geord­neten Menschheit: der Totalitarismus jedem Rechtsstaat überlegen, die of­fene Gesellschaft veraltet, die Demo­kratie dekadent, von gestern.

Xi hui, Trump pfui! China hui, USA pfui.

Wessen Geschäft betreibt das WEF? Sein eigenes.

Eine Show der Elite
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«frank & frei»:Eine Show der Elite
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