Bundesanwalt Michael Lauber traf sich nach eigenen Angaben zweimal mit Fifa-Präsident Gianni Infantino. Die Treffen verwundern. Denn gegen die Fifa läuft ein Verfahren. Was wurde da verhandelt? Oder gar vorverhandelt? Vertrauen in den Bundesanwalt lässt sich aus diesen Begegnungen nicht ableiten. Misstrauen dagegen schon.
Auch hat Michael Lauber offenbar nur zwei Drittel der Wahrheit gesagt. Es gab ein drittes informelles Gespräch mit Gianni Infantino. Das aber verschwieg der Bundesanwalt. Er will sich nicht mehr daran erinnern.
Nicht mehr erinnern? An ein Treffen mit dem Präsidenten einer hoch umstrittenen Organisation, gegen die ermittelt wird! Einer Weltorganisation! Das spektakulärste Verfahren der Bundesanwaltschaft!
Man darf sich an den Kopf greifen. Man darf ihn sogar ungläubig schütteln.
Was lässt sich aus dem Verschweigen dieses weiteren Köpfe-Zusammensteckens der Herren Lauber und Infantino ableiten? Misstrauen. Grosses Misstrauen! Erträgt die Funktion des Bundesanwaltes ein solches Misstrauen?
Was für einen Bundesanwalt leistet sich die Schweiz?
Das fragen sich nun auch Parlamentarier, zum Beispiel die freisinnige Nationalrätin Christa Markwalder: «Ein Bundesanwalt, der die Wahrheit verschweigt oder der lügt, ist nicht tragbar.»
Und wenn er nur vergesslich ist? Darf man dann über das dreimalige Gekungel mit Gianni Infantino hinwegsehen? Erstrahlt die Glaubwürdigkeit des Michael Lauber dann wieder in hellstem Licht?
Der Mann, der in Bern den Bundesanwalt mimt, will wiedergewählt werden. Er hat gute Gründe für seine Wiederwahl ins Feld zu führen. Es sind die Gründe, die bereits seine Wahl vor acht Jahren beflügelten. Vor allem seine berufliche Herkunft: Michael Lauber war von 2004 bis 2010 Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbandes. Also oberster Bankenlobbyist auf einem der dubiosesten Finanzplätze Europas.
Wäre Michael Lauber mit diesem Karriere-Hintergrund in den USA, in England oder in Deutschland zum Bundesanwalt berufen worden?
In der Schweiz wurde er gerade deshalb berufen.
Will die Schweiz überhaupt einen Bundesanwalt? Oder nur einen Darsteller?