In seinem autobiografischen Werk «Der Zweite Weltkrieg» schreibt der legendäre englische Premierminister Winston Churchill:
«Die sporadischen Angriffe auf London Ende August wurden von uns prompt mit einem Vergeltungsangriff auf Berlin beantwortet. Der Entfernung wegen, die wir zurückzulegen hatten, konnte es sich dabei nur um ein Bombardement von bescheidenem Ausmass handeln, verglichen mit den Angriffen auf London von den nahen französischen und belgischen Flugplätzen aus. Die Mitglieder des Kriegskabinetts brannten darauf, zurückzuschlagen, die Einsätze zu erhöhen und dem Feind Trotz zu bieten. Meiner Überzeugung nach hatten sie recht, und ich glaubte, dass Hitler nichts so beeindrucken und beunruhigen könnte, wie diese Zeugnisse des britischen Grimms und der britischen Entschlossenheit.»
Wozu dieser Blick zurück auf die Luftschlacht um England 1940? Wegen der ukrainischen Aktualität des damaligen Geschehens: Das überfallene Königreich kämpfte gegen die deutsche Übermacht – bis Hitler seine Pläne aufgab, die britischen Inseln zu erobern. Die militärisch unbedeutenden Bomben auf Berlin waren von grösster psychologischer Wirkung. Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, soll gesagt haben: «Wenn ein einziger feindlicher Bomber über Berlin auftaucht, will ich Meier heissen.» Die britischen Bomben fielen, und die Deutschen wussten: Der Krieg ist hier bei uns.
Mit seinem zu jedem Opfer entschlossenen Existenzkampf gegen die Nazi-Übermacht rettete Winston Churchill nicht nur England, sondern die gesamte freie Welt.
Oh nein, die Geschichte wiederholt sich nicht. Doch manche historischen Ereignisse ähneln einander. Und können erhellen, was gerade geschieht. Zum Beispiel seit mehr als einem Jahr in der Ukraine – und erst vor wenigen Tagen in Moskau: Drohnen explodierten in der russischen Hauptstadt, viele in einem Viertel der Elite, wo auch Wladimir Putins offizielle Residenz steht. Hatte der Präsident den Russen nicht erklärt, dass kein Krieg stattfinde, dass es sich beim Überfall auf die ukrainische Demokratie lediglich um eine «militärische Spezialoperation» handle und sich jeder strafbar mache, der dafür öffentlich den Begriff Krieg verwendet?
Und jetzt das – Drohnen über Moskau! Militärisch sind sie unbedeutend, machen dem Volk aber klar, was inzwischen auch der Kriminelle im Kreml zu formulieren nicht umhinkommt: Russland befindet sich im Krieg!
Was wird dereinst in der Autobiografie von Wolodimir Selenski über die ukrainischen Drohnen zu lesen sein? In westlichen Medien gab es Erwägungen, ob ein Angriff auf Moskau überhaupt statthaft sei. Die Ukraine betonte, sie habe damit «nichts direkt» zu tun – was auf friedensselige und russlandfreundliche Kreise in Europa Rücksicht nimmt.
Aus Estlands Hauptstadt Tallinn indessen, kurz vor der europäischen Russland-Front, kam Klartext: «Legitime militärische Ziele ausserhalb ihrer eigenen Grenzen sind Teil der Selbstverteidigung der Ukraine» – Kiew habe das Recht, russisches Gebiet anzugreifen.
Wer so sprach, war der britische Aussenminister James Cleverly. Er kennt Churchills Entscheid, den Krieg ins deutsche Bewusstsein zu bombardieren.
Ja: Jetzt ist auch gestern.
Das Gestern lehrt die Heutigen, dass es erneut ums Ganze geht: um den freien Westen – also auch um die Freiheit derjenigen Zeitgenossen, die in TV-Talkshows oder zu Hause auf dem Sofa tiefsinnige Gedanken über den offensiven ukrainischen Widerstand wälzen – dürfen die Ukrainer das, oder dürfen sie nicht?
Auf diese Frage antwortet Winston Churchill in seinem Werk «Der Zweite Weltkrieg» – im Kapitel «London hält stand».